-
Vorbereitungen -
Freitag, der
4.Juli – Sonntag, den 6.Juli 2003
Die Anfahrt von
Landsberg aus verhieß nichts Gutes. Hatte es die Vortage noch ordentlich
geregnet, so schienen sich am Vormittag alle Schleusen des Himmels zu öffnen.
In Augsburg hatte ich noch Glück gehabt und das ausgeliehene Zelt des KJR im
Trocken einladen können, doch schon auf dem Weg zur Autobahn, fuhr ich nur noch
durch eine Wasserwand. Die Strecke bis Karben-Petterweil war in fünfeinhalb
Stunden geschafft und gegen 17:30 stand ich mit meinem Auto endlich wieder auf
dem Parkplatz eines LARP-Geländes.
Die Anlage des
Pfadfinderzentrums lag außerhalb der Siedlung und so gab es im Umfeld keine störenden
Sichtmarken. Der Zeltplatz war groß und nach kurzem Umsehen entdeckte ich einen
Spieler, neben dem ein Platz frei war. Wir einigten und gleich und Andrés half
mir beim Aufbau des 10-Mann-Agadir-Zelts, in dem ich allein reichlich Platz
finden sollte. Der Rest seiner Gruppe baute sich im 90° Winkel dazu auf und so
entstand ein schöner kleiner Lagerplatz. Die Autos wurden anschließend wieder
ins Dorf gefahren und wir kamen mit einem Shuttlebus zurück zum Spielgelände.
Bei der
Kontrolle der Polsterwaffen fiel mein Großschwert (berechtigterweise) leider
durch und so war ich später als Charakter mit Schild und Schwert unterwegs.
Nach dem Einchecken dauerte es noch ein ganze Zeit, in der die Spieler ihre
Gewandungen anlegten, bis gegen 21:00 Uhr endlich der erlösende Ruf
„SL-Ansprache“ durch das Lager hallte. Es wurden kurz noch einmal die Grundzüge
des Spielsystems erklärt und die SL (Spielleitung) vorgestellt. Dann wurden die
Spieler fortgeschickt und gebeten, die Anreise bereits zum Spielbeginn zu
nutzen. So bildeten sich kleine Gruppen und wanderten in allen Himmelsrichtungen
aus dem Lager heraus und das Spiel begann.
Die Gruppe
Obwohl ich schon
mit einigen Bekannten verabredet war, schloss ich mich zuerst der Gruppe an
meinem Lagerplatz an. Dies war – wie immer – ein bunt gemischter Haufen, der
mir aber durchaus mehr als zusagte. Kurz, es war ein Heidenspaß mit denen.
·
Cain, Soldat aus
Gotland (Andrés ?) mit Platte,
Schild und Morgenstern
·
Morodin, Söldling
(Stefan ?) mit Kettenhemd, Armbrust und Naginjata
·
Valara, Wald-Druidin
(Katharina ?) mit Stab und der Macht der Natur
·
Falk, Kämpfer
(? ?) mit Schuppe, Schild und Morgenstern
·
„Hatschi“, Elf,
Bogenschütze (? ?) mit Bogen und
Doppel-Dolch
·
?, Magier (? ?) mit
Zauberkraft und roter Kapuze
Die andere Gruppe
lagerte aber in unmittelbarer Nähe und war etwas später angekommen. Es waren
dies
·
Euronimus (Dirk
?) mit Platte und Schwert
·
Raven, Schriftgelehrter Magier
(Alexander ?) in Robe und
Stab
·
Saphon Il`Treyus, Kämpfer (Friedel ?) mit
Platte und Schwert
·
?, Dame
(? ?) in höchst ansehnlichem Samtkleid
Und natürlich
meine Wenigkeit höchstselbst
·
Sir Mascal Karagan, Sonnen-Paladin mit Platte, Schild und
Schwert
–
Die Story –
Die
Ankunft am Freitag
Wir schreiben das
Jahr 3 nach Vivianes. Es ist also das dritte Jahr nach der
Thronbesteigung Königin Viviane von Eichenhains im Königreiche Galladoorn
und wir befinden uns im Fürstentum Rabenmund,
nahe der Grenze zur südlich gelegenen Baronie Erbnacht.
Wir reisen also über
die Felder und trafen in der Nähe eines kleinen Wäldchens auf mehrere andere
Reisende, die teils gezielt auf der Suche nach dem Örtchen Krähenwinter waren, teils einfach nur eine Unterkunft für die
Nacht benötigten. Wir überschritten eine kleine Holzbrücke und kamen auf
einen großen Lagerplatz von dem aus der Weg weiter zum Rand der kleines
Siedlung führte. Krähenwinter stand dort auf dem Schild, wir waren angekommen.
Doch bevor wir es
uns dem Dorf so richtig gemütlich machen konnten, mussten wir auch schon
anderen zu Hilfe eilen. Lautes Geschrei und das Scheppern von Waffen und Rüstungen
ließen uns aufhorchen und über die Brücke zurückeilen. Dort kamen uns
bereits einige Verletzte entgegen, denen aber schon geholfen wurde. So konnte
wir weiter vor und kamen an einer Weggabelung schließlich an den Ort des
Kampfes. Einige Echsenmenschen hatten
sich hier auf den Weg gewagt und griffen die Wanderer immer wieder an. Da es
sich weder um einen Raubüberfall noch um einen andersartigen Streit handelte,
wichen wir nur zurück und decken den Rückzug der Wanderer, während die Echsen
im Wald blieben.
Unverletzt und mit
einem mulmigen Gefühl im Bauch erreichten wir erneut das Dorf. Doch nicht nur
wir, sondern auch mindestens fünf Dutzend weitere Reisende bevölkerten nun das
verschlafene Nest. Nachdem wir die Zelte aufgestellt hatten, entdeckten wir
sogar ein kleiner Heerlager Beilsteiner Ritter auf der gegenüberliegende Seite des Lagers.
Dazu kamen etliche kleine Gruppen und einzeln Reisende. Ich selbst hatte mich
auf meiner Wanderschaft einer Gruppe um die Söldner Cain und Morodin angeschlossen.
Obwohl ich mich für dies blutige Handwerk noch immer nicht erwärmen kann, sind
es vortreffliche Kameraden und zuverlässige Reisegefährten. Auch hatte ich gehört,
dass Euronimus und Raven
sich in der Gegend aufhalten sollten und so hegte ich die schwache Hoffnung,
diesen nach den langen Jahren der Einsamkeit wieder über den Weg laufen zu können.
Es fängt an
Das Dorf verfügt
über eine hervorragende Taverne am Dorfplatz und so konnten wir gemeinsam
unseren Hunger stillen. Bei einem Gespräch mit der Wirtin und einigen Mägden stellte
sich rasch heraus, dass man über das reisende Volk eigentlich gar nicht so froh
ist, aber immerhin bringt es etwas Geld in die Kasse der Wirtsleute. Dies
insbesondere, da eine Hochzeit abgesagt werden musste. Auf weitere Fragen
erfuhren wir schließlich genaueres. Selen,
die Tochter des Dorfvorsteher sollte
einen gewissen Renard, Sohn eines
reichen Händlers ehelichen und war seit dem Vorabend verschwunden. Die Hochzeit
war somit geplatzt und die bisherige Suche der Dörfler nach dem Mädchen blieb
erfolglos. Dieser Renard selber entpuppte sich als arroganter Schnösel, und die Möglichkeit
einer Flucht war damit näher als die einer Entführung.
Auch zu den Echsenmenschen
und deren Angriffen konnten uns die lieben Frauen nicht weiter helfen. Diese
Wesen teilen sich den Wald und den Sumpf mit den Menschen, aber es gibt
praktisch keinen Kontakt zwischen ihnen. Weder Handel noch in einer anderen
Form. Einzig eine alte Abmachung, nachdem sich die Wesen von den Wegen zurückhalten
sollen, war bekannt. Die Dörfler zeigten sich überhaupt eher verwundert denn
besorgt.
Erste Unbill
Doch wie so oft trügte
der erste Schein. Inzwischen hatten Euronimus und einige wackere Gesellen den nahen Wald erkundet, waren
auf einen kleinen Friedhof mit neun Gräbern
gestoßen und tiefer im Gehölz auf einen uralten, verwachsenen Schrein. Die Priesterin
des Tempels der Rosmerta – die örtliche
Schutzgöttin – konnte dazu auch nicht weiter helfen und so kam man auf die
Idee, den Friedhof genauer zu untersuchen. Warum? Nun, wohl nur eine alte
Gewohnheit in solchen Fällen. „Geschieht böses in der Gegend so sieh’ Dir
mal den Friedhof an!“
Doch dazu kam es
nicht, denn als ich gerade meine Waffe putzte, bemerkte ich einen Schatten
zwischen den Zelten. Auch anderen war dieser aufgefallen und so eilten wir dem
Schemen wehrhaft hinterher. Doch er verschwand in den nahen Büschen, bevor wir
seiner habhaft werden konnten. Doch vielleicht hatten wir auch nur Glück, denn
kurze Zeit später tauchte eine ähnliche Gestalt in einer anderen Ecke des
Lagers auf. Obwohl unsere Waffen durch die dunkle Kreatur hindurchfuhren, als wäre
sie Luft, gelang es ihr dagegen uns immer wieder mit langen Krallen zu
verletzen, dann verschwand sie und tauchte kurze Zeit später wieder woanders im
Lager auf. Erst durch den Einsatz klerikaler und arkaner Macht in Form von
Lichtzaubern konnte dieser bösartige Schatten gebannt werden.
Untote
und andere seltsamen Dinge
Inzwischen hatte
wir erfahren, dass der Dorfmagier Torent ebenfalls
verschwunden war und man befürchtete, dass er mit dem Verschwinden von Selen,
der Braut, etwas zu tun haben könnte. Im Laufe des Abends verdichteten sich die
Gerüchte, er werde wegen Mordes an der Braut gesucht und es gab sogar ein
stolzes Kopfgeld für die Ergreifung
des Magiers.
Euronimus,
Raven und Thy rüsteten
sich nun, um sich das Geld zu sichern und den vermeintlichen Täter dingfest zu
machen, koste es was es wolle, doch mit diesem Teil der Geschichte konnte ich
mich leider nicht befassen. Später erfuhr ich nur, dass der Magier im Wald
aufgespürt werden konnte. Er wurde von einem starken Elementargeist der Erde beschützt oder auch gefangen gehalten.
Genauer konnte dies nicht in Erfahrung gebracht werden, da die Suchenden bereits
nach kurzem Kampf um ihr Leben bangen mussten, so heftig wütete der Elementar.
Doch die Gruppe konnte sich noch zurück ins das Dorf retten .
Wir selber hatten
die Rückkehr besorgt verfolgt und danach in der Taverne gespeist. Ob das
gesuchte Mädchen sich in der Gewalt des Magiers befand, oder nicht, konnten wir
nicht in Erfahrung bringen. Die Rückkehrer waren zu sehr mit den eigenen Wunden
beschäftigt und wir langsam auch alle müde.
So hielten wir uns
wieder am Lager auf, als vom Dorfplatz plötzlich panische Hilferufe ertönten. Cain,
Morodin, Falk, Valara
und ich sprangen auf und eilten durch das Lager. Was wir dort sehen mussten,
ließ mir die Haare zu Berge stehen. Untote!
Neun entsetzlich stark verweste Leichen waren im Dorf unterwegs. Wahrscheinlich
auf dem Weg zum Tempel, dachten wir uns und fielen zusammen mit etlichen anderen
Recken über sie her. Der Kampf endete rascher als gedacht und wir hatten nicht
einmal Verwundete zu beklagen.
Wahrscheinlich war
es noch zu hell und wer auch immer für das Auftauchen der Untoten
verantwortlich war, konnte auf dem Gebiet der angewandten Nekromantie nicht
sonderlich gut bewandt sein. Ein Legat
des Ordens des Drachens half uns dann, die Kreaturen zu
segnen, so dass nur noch verwehender Aschestaub von der Bedrohung zeugte.
Gefangen
Später rannte ein
Dieb aus dem Dorf heraus und wurde
von einigen Bewaffneten verfolgt. Was dann geschah, war ein erster Wendepunkt in
der Geschichte um das kleine Dorf. Der Dieb – mir wurde dies nur zugetragen
– prallte auf dem offenen Feld wohl gegen eine unsichtbare Mauer und fiel der Länge nach hin. Die heraneilenden
Recken konnte die Barriere ebenfalls ertasten und auf großer Breite nicht
durchschreiten. Wie es scheint, waren wir alle
gefangen. Erst langsam sickerte diese Erkenntnis in das Bewusstsein der
Reisenden und schuf so später den Zusammenhalt, der nötig war, und das Dorf
und uns zu retten.
Die Frage
nach dem „wann“
Diese Barriere
brachte auch die seltsamen Andeutungen der Dorfbewohner in ein völlig anderes
Licht. Diese hatten immer von anderen Königen erzählt und dies wurde bislang
als schrulliges Verhalten abgetan. Doch so langsam zeigte sich, dass hier
vielleicht wirklich etwas im Argen lag. Die Dörfler kannten ausnahmslos die Königreiche Eichenhain
und Zwingern und deren jeweilige Herrscher. Ein vereintes Königreich Galladoorn und gar eine Königin war für
sie dermaßen absurd, dass unsereins schon für verrückt erklärt wurde.
Für weitere
Ungereimtheiten sorgte dann ein Magikanus,
der aus einer anderen Zeit stammte und von nochmals anderen Königen erzählte.
Was wir uns dann zusammenreimen konnten lief ungefähr darauf hinaus, dass wir
uns 500 Jahre in der Vergangenheit
des Dorfes Krähenwinter befinden und
durch eine Art Barriere von der Außenwelt getrennt waren. Das Auftauchen einer
dritten Partei aus einer Zeit etwa 250 Jahre vor der unsrigen, ließ auf ein
wiederholten Auftauchen dieses seltsamen Effekts schließen. Doch wirklich
schlauer war damit auch niemand.
Zudem kam es
kurzzeitig zu erbitterten Rededuellen, wer nun Verrückt sei und wer aus der
richtigen Zeit komme und so weiter und so fort. Schließlich rangen sich die
Reisenden zu der Erkenntnis durch, dass sie alle durch einen unbekannten Effekt
etwa 500 Jahre in die Vergangenheit gereist sind ... und dass es hier ein
Problem zu lösen galt.
Eine alte Überlieferung
Der Raub brachte
aber noch eine weitere Erkenntnis. Soweit mir bekannt wurde, hatte der Dieb
versucht, eine Urne aus dem Tempel
der Rosmerta zu stehlen und als diese dabei zerbrach erschienen zwei Schriftrollen
auf dem Altar. Die Gelehrten versammelten sich dann im Heiligtum und versuchten,
die Strophen der Überlieferung zu entziffern und zu übersetzen. Den genauen
Wortlaut bekam ich nie zu Gesicht und so reimten wir uns aus den Gerüchten
folgendes zusammen:
Irgendwie
existiert ein uralter Schutzgeist,
der seine schützende Hand über das Dorf Krähenwinter
hält. Um diesen Patron anzurufen müsse eine heilige Steintafel in den Schrein
im Wald gelegt und ein geheimes Ritual abgehalten werden. Doch die Tafel sei
zerbrochen und in acht gleiche Stücke
geteilt worden.
Um diese einzelnen
Artefakte wieder zu erlangen müssen
sie gefunden, und danach durch den oder die Suchenden Proben bestanden werden,
die sich an verschiedenen Tugenden orientieren. Das ganze war reichlich verwirrend und
unausgegoren, aber zu dem Zeitpunkt gaben die Schriftrollen nicht mehr her.
Jedenfalls gelangte keine andere Kunde an unser Ohr.
Ein Attentat
Die Nacht sollte
noch lang werden und ihr erstes Opfer wurde die Priesterin der Rosmerta. In ihrem eigenen Tempel wurde sie von einem
heimtückischen Meuchler angegriffen
und niedergestreckt. Nur die rasche Hilfe einer Tempeldienerin, die einige
beherzte Heiler(innen) herbeirief, rettete ihr das Leben.
Auch Valara
war unter den Helfern und als ich nach einer kurzen Wanderung durch den Wald
wieder zu Cain stieß, ging es der Klerikerin schon deutlich besser. Dennoch
begleiteten wir sie in die Taverne und schützten sie so gut es ging.
Eine neue
Bedrowung
In der späten
Nacht drangen dann unerwartet mehrere Drow
in das Dorf ein und griffen Dörfler als auch die Reisenden an. Zusammen mit den
anderen stellten wir uns den Angreifern am
Wirtshaus entgegen und kämpften die Drow-Krieger
nieder. Von dem raschen Erfolg bestärkt, rückten wir weiter vor, um uns die weiblichen
Drow in der zweiten Reihe vorzunehmen. Doch diesen waren wir nicht mehr
gewachsen. Die vorher siegreichen Streiter neben mir fielen gelähmt zu Boden
oder krochen von unsäglichen Schmerzen gepeinigt zurück. Bevor wir uns der
neuen Gefahr richtig bewusst waren, verschwamm mir alles vor Augen und ich war
mit Blindheit geschlagen und auch Cain
war es so ergangen. Valara, die Druidin
gab uns Zuversicht, dass dieser Effekt nicht lange dauern wird und so harrten
wir machtlos aus, bis unser Augenlicht wieder hergestellt war. Einzig Falk
stand wie ein Fels in der Brandung zwischen den Leichen der Angreifer und
gehörte auch zu denen, die die weiblichen
Drow erschlugen oder vertreiben konnten.
Der Angriff war
wohl zurückgeschlagen, doch die Opfer waren hoch. Am Weiher auf der anderen
Seite des Dorfplatzes lagen zahlreiche Kameraden und Mitstreiter blutig am
Boden. Morodin und dem
Magier hatte man gar die Sehnen an den Füßen durchtrennt und ich brauchte
alle meine klerikale Kraft, um die schweren
Wunden zu heilen. Nachdem wir die Gruppe am Lagerfeuer versammelt hatten, bot
sich uns ein trauriger Anblick. Morodin
würde noch einige Zeit brauchen bis er wieder gehen kann und Valara
und ich waren von den Heilungen ziemlich ausgelaugt.
Träume
Cain
war noch guter Dinge und schloss sich einer kleinen Gruppe um den Magikanus
an, welche die Barriere um das Dorf erkunden wollten. Das Ergebnis der
Untersuchungen war recht niederschmetternd. Die Barriere war annähernd lückenlos
und keiner der bekannten Zauber half, sie wieder durchgängig zu machen. Mit
dieser Nachricht zurück am Lager war der Tag für uns nun endgültig gelaufen.
Die Verletzten hatte sich schon in die Zelte verkrochen und einzig und allein Falk
hielt am Lagerfeuer Wache.
Ich hatte mich
gerade in mein Nachtgewand gehüllt, als mich auch schon ein seltsamer
Traum umfing. Gerade hoppelten noch ein paar Hasen über eine saftige, grüne
Wiese, da zog Nebel auf und wurde immer dichter. Als sich das undurchdringliche
Weis wieder lichtete, sah ich zwei Gestalten vor mir, die sich eng umschlungen
liebkosten. Das Gespräch der Liebenden war
sehr leise und das Mädchen schwor ihrem Gegenüber ewige Liebe und sprach
davon, einen anderen Mann, den sie
wohl heiraten solle, niemals ehelichen zu
wollen. Als Zeichen ihrer Zuneigung tauschte das Paar dann noch Amulette mit
den eingravierten Namen des jeweils anderen.
Samstag,
der zweite Tag
Am nächsten
Morgen konnte Falk nach der kurzen
Nacht ebenfalls von einem Traum berichten. Dieser war durchgängig düsterer und
er hatte die Vision eines verzweifelten
Magiers, der mit dem Tod seiner
Geliebten nicht fertig wurde. Sie wurde getötet, bevor sie ihre Liebe
besiegeln konnten und so rief er in seiner Not einen mächtigen Dämon
herbei, der wieder Leben in das Mädchen bringen sollte. Der Preis dafür war
hoch, doch der Magier willigte ein, der Kreatur zu 66 Seelen zu verhelfen.
Aber der Dämon betrog den Magier und ließ sich mehrere hundert Jahre
Zeit. Um auch das Leben des Magier zu verlängert forderte er weitere 66 Seelen
und so verrannte sich der Magier mehr und mehr in sein Unheil.
Seltsam war auch
der Schlaf des Ältesten des Dorfes.
Dieser war vor zwei Tagen in ein tiefes Koma
gefallen und konnte bislang noch nicht wieder erweckt werden. Schon einige
der Reisenden hatten versucht, Arnulf
wieder wach zu rütteln, doch bislang ohne Erfolg. Doch irgendwann gelang es
jemanden, den alten Mann am Morgen zu wecken und sofort verfiel auch er in düstere
Visionen. Er sprach dann von einer Dunklen
Gestalt, die nicht sein dürfte und die ein Uhrglas umdrehe. Eine passende Geschichte für unser Schicksal, doch
leider half uns bzw. mir das auch nicht wirklich weiter.
Nach Sonnenaufgang
versammelten sich viele der Reisenden und der Dorfbewohner am Platz vor der
Taverne und nachdem sie gespeist hatten, rief der Vorsteher
des Dorfes alle auf, sich an der Suche nach seiner Tochter Selen
zu beteiligen.
Weitere
Erkenntnisse
In der Taverne
beratschlagten unterdessen einige der Gelehrten und durchforsteten die
Prophezeiung nach möglichen, weiteren Ansatzpunkten. Die Priesterin der Rosmerta lieferte dann den ersten Hinweis und brachte
eine dreieckige Steintafel in die
Runde. Diese soll in der Nacht im Tempel erschienen sein und war auf der einen
Seite mit einem Symbol, auf der anderen Seite mit einem Wort in einer fremden
Sprache versehen.
Man konnte sich
gut vorstellen, dass acht dieser Tafeln eine geschlossene Platte ergeben könnten.
Waren auch die anderen Tafeln mit Wörtern versehen, so ergäbe sich ein in der
richtigen Reihenfolge ein Satz, oder eine Beschwörungsformel. Nun wussten wir
immerhin, nach WAS wir zu suchen hatten und eine Idee, was mit den
Tafeln zu tun sei.
Eine
tote Braut
Dann brach Tumult
aus. Wir hatten uns gerade vor der Taverne gesammelt und wollte uns auf den Weg
in den Wald machen, als eine andere Gruppe bereits zurück kam. Einer von ihnen
hatte die leblose Selen im Arm und
Trauer senkte sich über die Versammelten. Die Verstorbene wurde in den Tempel
gebracht und was dort geschah entzieht sich leider meines Wissens, da wir bald
darauf in den Wald aufbrachen.
Besuch im Wald
Dort im Wald
marschierten wir in einer großen Gruppe zum Schrein und gaben den Magiern Deckung. Rasch wurden wir von etlichen
Echsenwesen mit langen Speeren
eingekreist und immer wieder mussten zahlreiche Kämpfer beschwichtigt werden,
diese nicht anzugreifen. Wie wir schon vermutet hatten, verteidigten die
Echsenwesen lediglich ihr Revier und solange unsereins die Waffen gesenkt hielt,
war kein Angriff zu befürchten.
Die Gelehrten
fanden unterdessen heraus, was sie an Wissen zu erlangen suchten und so konnte
sich die ganze Gruppe wieder auf den Rückweg machen. Hier zeigte sich leider,
dass die wackeren Ritter weniger ihrem Geist und Witz trauen, sondern sich wie
so oft auf ihren starken Schwertarm verlassen.
Die Echsenwesen
begleiteten unseren Abmarsch mit Drohgebärden
und stießen ab und zu nach uns. Doch wer aufmerksam war, konnte erkennen,
dass sie die Wege mieden und aus dem Gestrüpp am Wegrand zischten und drohten.
Doch einige Krieger suchten den Kampf und so kam es zu kleinen Gefechten
zwischen den edlen Rittern und den Echsenjägern. Da ich hier machtlos war zog
ich mich enttäuscht zurück und musste kopfschüttelnd mit ansehen, wie sinnlos
Blut vergossen wurde.
Die
große Suche
Zurück im Dorf
wurde das Ergebnis der Expedition verkündet. Ich war nicht selber anwesend und
musste mich daher auf die Berichte meiner Freunde verlassen. Es schien so zu
sein, wie es sich schon abgezeichnet hat. Die acht dreieckigen Artefakte mussten gefunden und anschließend im
Schrein in einer passenden Vertiefung zusammengefügt werden. Diese Inschriften
sollte dabei ein Anrufung ergeben, die den Schutzgeist
erscheinen lässt. Weitere Hinweise sollten an einer uralten Eiche
im Walde zu finden sein.
Da es schon spät
war stärkten wir uns in der Taverne und ruhten uns am Lagerplatz etwas aus. Ein
junges Mädchen aus dem Dorf (Carmen) fühlte sich wohl zu einigen von uns
hingezogen und folgte Hatschi und Falk
auf Schritt und Tritt. Sie wollte unbedingt kämpfen lernen und bezirzte den
Elfen, ihr doch die Kunst des Bogenschießens zu lehren. Doch mit ihren sechzehn
Sommern war sie Hatschi wohl zu jung,
denn er vertröstete sie ständig auf später –wobei man bei Elfen ja nie
genau weis, was das nun genau heißen soll. Schließlich ließ sich Cain hinreisen und gab dem Mädel einige kurze Lektion im
Schwertkampf.
Nach der Pause
machte sich dann ein Teil meiner Gruppe mit der Masse der Reisenden auf in den
Wald. Ich wartete noch auf Euronimus,
Raven und Thy und sprach noch mit einigen der Dorfbewohner. So kamen wir etwas
verspätet im Wald an und nahmen erst einmal die falsche Abzweigung, bis wir auf
andere Reisende stießen, die ebenso wie wir nach der Hauptgruppe suchten, aber
wieder zurück ins Dorf wollten.
So gelangten wir
nach einigen Minuten zu Valara und
ihren Begleitern, die an einem Ort der
Macht innegehalten hatten. Die Druidin suchte Zwiesprache mit der Natur und
verausgabte sich dabei völlig. Kraftlos musste sie von Morodin, Cain und den
anderen zurück zum Lagerplatz geleitet werden. Wir verabschiedeten uns und
folgen der Spur der größeren Gruppe durch den Wald.
Ein
Fund
Die Spur führte
tiefer in den Wald hinein und nach einem guten Fußmarsch holten wir den Tross
ein. In einem kleine Grund standen die Bäume weit auseinander und einem Meister
der Elemente gelang es, die Erde nach der richtigen Richtung zu befragen.
Mehrmals musste er unterwegs seinen Körper mit dem Boden verbinden und so
gelangte wir zu einem Turm am Waldesrand. Dort grub der Meister dann nach kurzer
Zeit eine kleine Kiste aus. Aufgrund
verschiedener Vorfälle wurde die starke, nun ebenfalls vorbeirauschende,
Kampfgruppe der Beilsteiner Ritter nicht
in den Fund eingeweiht und so bleib die Kiste erst einmal nur im Besitz einiger
weniger.
Kleine
fliegende goldene Sphären
Unsere etwa
zwanzig Personen starke Gruppe ging langsam weiter und ließ die Beilsteiner
so etwas Abstand gewinnen. Dann hielt der Elementarmeister
an und öffnete die Holzkiste. Was nun geschah verblüffte auch die erfahrensten
unter uns. Einige golden leuchtende
Kugeln erhoben sich aus der Kiste und schwebten gemächlich fort. Wir teilen
uns also auf und folgten den in Augenhöhe dahingleitenden Sphären.
Zu „unserer“
Kugel gesellte sich noch eine weitere Gruppe, die schon im Lager aufgefallen
war. Eine Waldläuferin und ein an
einer Kette gehaltener grüner Kobold,
der angeblich der verzauberte Bruder der Dame sein sollte, welche die Kette führte.
Dazu kamen noch einige Bewaffnete, so dass wir etwa ein Dutzend Reisende waren,
die der Kugel einen langen Weg durch den Wald zurück zum Dorf folgten.
Unterwegs kam einer der Kämpfer auf die Idee, die Kugel anzuhalten und hieb mit
dem Blatt seiner Axt auf die Sphäre ein. Ein heller Ton, wie von einer Glocke,
hallte wieder und der clevere Bursche hielt sich seine geprellten Arme.
Auch die anderen
Kugeln hatten jeweils ein Gefolge hinter sich gescharrt und soweit ich es überblicken
konnte, waren es zu dieser Zeit vier Sphären, die im Wald schwebten.
Eine
bestandene Prüfung und doch nichts gewonnen
Wir folgten der
Kugel solange, bis wir wieder zurück im Dorf waren. Dann wurde sie etwas
schneller und hielt zielstrebig auf den Tempel
zu, durch dessen offene Tür sie verschwand. Voller Tatendrang vergaßen die
Helden die guten Sitten und wurden am Eingang barsch von der Priesterin
zurückgewiesen. So entledigte ich mich meiner Waffen und bat freundlich um
Einlass, der mir und Euronimus, sowie
Thy dann auch gewährt wurde.
Nach einer kurzen
Unterredung mit der Klerikerin war klar, dass sie uns nicht weiterhelfen konnte
– oder wollte – und sie ließ uns um Tempel allein. Einzig der Hinweis, dass
Rosmerta vielleicht helfen könnte,
wenn wir ihrer würdig sind, lies uns hoffen. Die Prophezeiung sprach von einer Prüfung
der Reinheit und in einem späteren Passus von Menschen, die nur allzu
leicht fehlen. Spontan fühlte ich mich angesprochen und fiel in einer inbrünstigen
Beichte auf die Knie. Ich spürte, dass die Göttin sich gnädig zeigen würde
und verharrte zusammen mit meinen beiden Freunden in einem zeitlosen Gebet.
Nach über 30
Minuten hatte ich endlich eine Vision und sah das Licht meiner Göttin vor mir schweben. Wie ein Regenbogen brach
sich das Licht der Sonne im Inneren des Tempels und nachdem mir Thy
und Euronimus auf die tauben Beine halfen konnte ich der Erscheinung ins
Freie folgen. Dort geleitete mich die Vision an die Seitenwand des Tempels, dann
verschwand sie unter der weit heruntergezogenen Dachkante. Der Hinweis war klar
und deutlich. So ließ ich mich erneut auf die Knie nieder und tastete suchend
durch die Brennnesseln bis meine Hände den kalten Stein des Artefakts
umschlossen.
Freudig zeigte ich
meinen Kameraden und den Umstehenden unseren Fund, da vernahm ich ein lautes „Plopp“
und vor mir tauchte eine Geist in Gestalt eines großgewachsenen Ritters
auf, der äußerst ungehalten nach „dem Wort“ verlangte. Da ich von dieser Wendung völlig überrascht
war sprach ich mit „Reinheit“ wohl das falsche Wort. Der Wächter griff mich nämlich nun augenblicklich an. Dummerweise war
mein Kettenhemd durch die Sucherei nach oben gerutscht und so genügte ein
einziger Hieb des Bihänders, meinen Oberschenkel schwer zu verletzen und mich
in das gnädige Reich der Ohnmacht zu schicken.
Euronimus
erging es auch nicht besser. Er hatte die Inschrift auf dem Artefakt gelesen und
versuchte es mit „intendae“, doch auch er fiel unter den wütenden Hieben
des Wächters. Das letzte, was ich in dieser Episode noch wahrnahm, war der grüne Kobold, der mir das kostbare Artefakt aus den Händen riss
und hinter dem Tempel verschwand.
Schließlich
gelang es den Umstehenden, den Wächter
im Kampf zu besiegen – oder auch nur zu vertreiben, wer kann dass schon so
genau sagen. Die Priesterin eilte den
Verwundeten zu Hilfe und mit einem wohltuenden Kribbeln konnte ich ihre Hand auf
meinem Oberschenkel spüren. Mein Blut pochte in den Adern, dann schloss sich
die Wunde und auch Valara trug ihren
Teil dazu bei, dass die Wunden der anderen versorgt wurden.
Zwangspause
Durch die schwere
Verletzung gehemmt, verbrachten ich den Nachmittag in Gesellschaft meiner
Mitstreiter am Lagerplatz. Es galt ja schließlich die Wunden zu versorgen und
die Ausrüstung wieder zu sortieren. Das Essen half zudem über die Tatsache
hinweg, das Artefakt nur kurzzeitig besessen zu haben. Mehr als der persönlichen
Verlust, war der Raub auch ein Rückschlag für die Bemühungen, das ganze Dorf
zu retten.
In der Taverne
fiel uns dann wieder die Dorfmaid auf,
die voller Gier mein Heiliges Symbol
fixierte. Einer der Burschen kam sogar auf die Idee, es mir abkaufen zu wollen.
Nach einer eingehenden Erklärung über die Bedeutung des „Schmuckstücks“,
ließ er dann aber davon ab. Auch Cain fielen beim Speisen die großen Augen auf, die das Mädchen
machte, sobald ihr Blick das goldene Amulett an meinem Hals streifte. Es war
schon fast verdächtig und mehr als einmal war in solchen Situationen schnell
Blut geflossen, doch hier blieb alles ruhig.
Erst
eins, dann zwei, dann drei, dann vier ...
Auch den anderen
Sphärenkugeln waren verschiedene Gruppen gefolgt. Die Beilsteiner
schienen sich dabei mit einem mächtigen oder zahlreichen – oder beides
– Gegner angelegt zu haben, denn als ihr Trupp wieder in das Lager kam, sah er
deutlich derangiert aus.
Andere erzählten
von seltsamen Prüfungen, in denen Tugenden wie Naturverbundenheit gefordert waren und sich die Helden einer
riesigen fleischfressenden Pflanze ausgesetzt
sahen. Auch von einer Probe des Mutes war
die Rede und davon, dass jemand in ein hell loderndes Feuer springen musste. Oder von einer Meerjungfrau, die sich im Bach räkelte. Wir bekamen nicht alles
mit, aber immerhin schienen sich die Suchenden auf dem richtigen Weg zu
befinden, denn es kamen wohl mehr und mehr Artefakte
zum Vorschien.
Schließlich
bemerkten wir, wie drei Reisende, die ihre Zelte in unmittelbarer Nähe zu den
unseren aufgebaut hatten, atemlos in das Lager stürmten. Sie baten um Hilfe für
den Rest der Gruppe und präsentierten Stolz ein weiteres
Artefakt. Sie hätten es in Sicherheit gebracht, aber die anderen seien noch
im Wald und müssten sich gegen mehrere Wächter
zur Wehr setzen. Außerdem hätten einige der Kämpfer schwere Wunden
hinnehmen müssen und die Gruppe hatte keinen Heiler dabei.
Wir folgten dem
Ruf so schnell es ging und waren in wenigen Augenblicken gerüstet. Auch Raven,
Thy und Euronimus mit
seiner bezaubernden Begleiterin machten
sich bereit, doch sie hatten ihre Rüstungen abgelegt und da die Zeit drängte,
versprachen sie, die Nachhut zu bilden und uns rasch zu folgen.
Der Gewaltmarsch
durch den Wald trieb schnell Raubbau mit unseren Kräften. Cain
marschierte trotz seiner Rüstung in schnellem Schritt den Hügel hinauf und wir
folgten so gut es ging. Selbst die leichtgerüsteten kamen rasch außer Atem, so
trieb der Söldner uns an. Einer der Geflüchteten kam mit uns und wies den Weg.
Der Fundort lag weit außerhalb des Dorfes und wir befürchteten schon, dass
unsere Hilfe zu spät käme.
Sie kam auch zu spät.
Irgendwann am höchsten Punkt der Wegstrecke kamen uns die anderen Recken
entgegen. Sie boten ein trauriges Bild, denn etliche waren verwundet und mussten
gestützt werden. Es war ihnen gelungen, die Wächter zu vertreiben und entgegen der ursprünglichen Auskunft,
war doch eine Heilkundige unter ihnen.
So setzten wir uns
nach dem Dank auf ein paar Baumstämme und leerten unsere Wasserflaschen. Nach
einer Pause brachen auch wir wieder auf und machten uns auf den Rückweg ins
Dorf. Auf der einen Seite froh, dass die anderen heil davon gekommen waren, auf
der anderen Seite irgendwie enttäuscht, dass der ganze Einsatz kein Ziel mehr
vorgefunden hatte, trafen wir dann auf Euronimus
und seine Begleitung. Nach einer kurzen Schilderung des Vorfalls zogen wir
uns wieder in das Lager zurück.
Hier begegneten
wir am Dorfplatz zwei weiteren Reisenden, die mit Hammer und Meißel den Inhalt
einer Kiste bearbeiteten und hofften,
unter dem Fels ein weiteres Artefakt zu
finden. Später wurden wir aus der Ferne Zeuge, wie weitere Wächter erschienen
und besiegt wurden. Also war ein weiteres Dreieck gefunden und gesichert worden.
Großes
Palaver
Da die Zeit
langsam knapp wurde berief der Dorfvorsteher
am späten Nachmittag eine große Runde ein und alle Reisen waren herzlich
eingeladen, ihre bisherigen Erkenntnisse mit den anderen zu teilen. Es stellte
sich heraus, dass schon sechs der
Artefakte in der Runde vorhanden waren und ein siebtes sich in Besitz eines misstrauischen
Reisenden befand, der nicht so recht wusste, ob der dem anstehenden Ritual
trauen sollte.
Trotz guter
Zureden und auch der Androhung von Gewalt war er nicht davon zu überzeugen,
sich im Sinne der Gemeinschaft von dem Dreieck zu trenne. Schließlich war er
aber bereit, es den Wortführern zu einem Vergleich kurzzeitig auszuhändigen.
Die Gelehrten legten die Stücke auf Lücke aneinander und verglichen die
Symbole mit den Prüfungen aus dem Text der Prophezeiung. Es war zu befürchten,
dass einer der Prüfungen noch abzulegen war, d.h. das letzte Artefakt musste
erst noch ausgespürt werden.
Doch nach einem
Blick auf die sieben Teile fiel mir auf, das jenes, dass ich in Händen gehalten
hatte nicht darunter war. Also waren alle Prüfungen bestanden und nur durch den
Diebstahl des Kobolds fehlte uns
allen das wichtige achte Artefakt.
Nachdem die Gelehrten darauf aufmerksam gemacht wurden, befasste sich auch der Dorfvorsteher
mit dem Problem und den Anschuldigungen gegenüber dem Kobold.
Dieser behauptete, es nur gut gemeint zu haben, und dass er es auf der Wiese
wieder verloren habe. Nach weiterem hin und her wurden schließlich Magier
beauftragt, das fehlende Stück mittels Magischer
Suche aufzuspüren.
Unerwartete
Probleme
Das Ritual zur
Findung des Artefakts nahm naturgemäß
einiges an Zeit in Anspruch. Als es dann vor dem großen Lager der Beilsteiner
zu einem tumultartigem Auflauf kam, rüsteten wir uns auch wieder und traten der
Menge bei.
Die Magier hatten
eine Spur entdeckt, die direkt zum großen
Zelt der Beilsteiner führte. Doch irgendetwas schirmte die Magie ab und die
Ritter sperrten den Zugang zu dem Zelt mit Waffen und Schilden ab. Die Stimmung
kochte und es fehlte nur wenig, bis die Menge das Zelt der Gruppe gestürmt hätte.
Nach vielen Fragen
und wenigen Antworten stellte sich das Problem wie folgt dar. Die Beilsteiner
weigerten sich, auch nur irgendjemanden Einlass in ihr Zelt zu gewähren und die
Magier verwiesen eindeutig auf eben jenes Zelt als Fundort des fehlenden Artefakts. Da die Ritter aber selber nichts finden konnten, standen
hier zwei Gruppen im Widerstreit.
Erst nach längeren
geheimen Verhandlungen, an denen wir nicht teilnehmen konnten, klärten sich die
Zusammenhänge weiter auf. Eine Gruppe fahrender Händler hatte den Beilsteinern
ein mächtiges Schwert in Obhut
gegeben, dessen Siegel die düstere
Macht der Klinge im Zaum halten sollte. Wie es schien, hatte die Ritter versucht
das Schwert genauer zu untersuchen und eines der Siegel gebrochen. Nun war die
dunkle, verdarbte Kraft der Waffe frei und diese sog alle Magie in ihrem Umfeld
auf.
Nur einem Paladin
des Ordens des Phoenix – soweit ich es mitbekommen haben – gelang
es, das Schwert aufzunehmen und aus dem Zelt zu tragen. Doch bereits nach
wenigen Metern war seine Kraft am Ende und er brach mir verbrannten Händen
kraftlos zusammen. Die Heiler kümmerten sich um ihn und die Magier begannen von
neuem mit dem Ritual, dass sie zum letzten Artefakt
führen sollte.
Verrat
Irgendwann war es
dann soweit und alle Artefakte waren in Händen der Reisenden. Ein gewisser Markos
koordinierte das weitere Vorgehen und es musste ja auch noch die richtige
Kombination der Platten gefunden werden, um den Beschwörungsspruch sprechen zu
können.
Da es für uns
wenig zu tun gab, gönnten Cain und
ich uns eine Pause an der Taverne. Doch kaum hatten wir die Krüge an die Lippen
gehoben, da ertönten Schrei auf dem Dorfplatz um die Ecke. Ich traute meinen
Augen kaum. Nur wenige Schritte vor uns flitzte der Kobold und seine Gruppe an der Taverne vorbei, bog auf den Reiseweg
ab und flüchtete in den Wald.
„Also doch!“
entfuhr es mir. Cain und ich ließen
unsere Krüge stehen und versuchten, die Flüchtigen zu verfolgen. Doch auch
noch andere hatten die dreiste Tat gesehen und so zog der Kobold in seinem Schlepptau ein gutes Dutzend Helden hinter sich
her. Da ich auf Euronimus und
Raven wartete, fiel ich hinter
die vorwegstürmenden Kämpfer zurück. Als wir schließlich den Reiseweg durch
den Wald bis auf die offenen Felder hinter uns hatten, schien die Schlacht schon
geschlagen worden zu sein. Hatschi,
scheinbar einer der ersten, bedankte sich für unsere Rückendeckung und erzählte
kurz, was passiert war.
Die Gruppe um den Kobold
spielte wohl dem Dämon in die Hände.
Auf dem Acker war ein magischer Zirkel
errichtet worden, der das Artefakt nun
umschloss. Doch der fremde Magier lag
bereits tot daneben und auch die Waldläuferin
und der grüne Kobold, sowie die
Begleitungen hatten ihr nichtsnutziges Leben ausgehaucht. Auf unserer Seite gab
es einige Verletze, doch schlussendlich war das Artefakt wieder in den Händen des Dorfes.
Zurück am
Dorfplatz sammelten sich dann die meisten der Reisenden und scharrten sich um Markos und die Gelehrten. Die Gruppe wollte bald aufbrechen, um den alten
Schrein im Wald aufzusuchen und das Ritual zu vollziehen. Als wir endlich
aufbrachen, war es schon fast wieder Dunkel.
Eine
Anrufung in der Dämmerung
Der Weg in den
Wald und zum Schrein verlief ohne
Zwischenfälle. Die Echsenwesen ließen
uns in Ruhe und so lauschten wir den fremdartigen Lauten, welche die Anrufenden
von sich gaben. Wie mir später zugetragen wurde, hatte sie die dreieckigen
Steinplatten in einer vorher festgelegten Reihenfolge in die Vertiefung des
Schreins gelegt. Durch das Lesen der Inschriften reihum entstand ein sinnhafter
Spruch, den ich allerdings nicht wiedergeben kann.
Es dauerte eine
Weile und schließlich gab es ein Knistern und eine kurze Leuchterscheinung nahe
des Schreins. Wie aus dem Nichts erschien ein etwa menschengroßer Krähenavatar
und verlangte zu wissen, wer in gerufen hatte.
Die Sprecher der
Gruppe traten vor und schilderten den Fall so, wie er sich uns darstellte. Das
wir in die Vergangenheit gerissen wurden und ein Dämon die Zeit manipuliere. Der Avatar schien zu überlegen und sprach dann zu uns. Wir hätten 30
Augenblicke Zeit, ihm ein großen Feuer auf dem Dorfplatz zu entfachen und dort
würde er uns mitteilen, ob wir seiner Hilfe würdig wären oder nicht. Dazu müssten
sich 30 ausgewählte Personen einer Prüfung unterziehen. Wir sollten auch diese
Gruppe auswählen, so dass sie bereit sei, wenn der Schutzgeist
das Dorf besuchen käme. Dann verschwand die Erscheinung.
Rasch eilten wir
zurück zum Dorf und als wir eintrafen hatten die Flinkesten schon ein Feuer
entfacht. Die Gruppe, die sich der Prüfung unterziehen wollte, kam nach einigem
hin und her ebenfalls zustande. Da es mehr Freiwillige gab, als es sein sollten,
mussten die Einzelnen sorgsam ausgewählt werden. So sollten fünf Magier, fünf
Kleriker, fünf Heiler, fünf Bogenschützen und eine gemischte Gruppe Kämpfer
an der Prüfung teilnehmen. Auch eine Familie mit Kind, sowie Hatschi,
der Elf, Euronimus, Thy und ich
waren darunter.
Der Krähenavatar
erschien exakt zu dem angekündigten Zeitpunkt im Dorf. Er korrigierte
einige unserer Annahmen und berichtete, dass nicht wir durch die Zeit gereist
seien, sondern dass dich das Dorf Krähenwinter
in einer Zeitblase durch die Zeit
bewegt und nur ab und zu für zwei
Tage manifestiert. Das hieß, wir befanden uns noch in unserer eigenen Zeit,
doch falls das Dorf wieder verschwinden sollte, so würde uns das Zeitfeld nicht
freigeben, sondern wir würden im Strudel der Dimensionen verweht werden.
Im Klartext: Wir würden
sterben, wenn es uns nicht gelänge, den Dämon zu stoppen.
Die
Prüfung
Der Avatar
flößte uns Dreißig einen Trank ein
und dann sammelten wir uns erwartungsvoll in der Nähe des Dorfweihers. Doch
anstelle uns einer weiteren Aufgabe zu stellen, verfielen wir plötzlich in
einen tiefen Schlaf.
Ähnlich der
Vision des Vortages bewegte ich mich durch einen dunkel Tunnel und hörte und fühle meine Gefährten in der Nähe.
Doch ich war entweder erblindet oder die Schwärze war vollkommen. Schließlich
hatte ich das Gefühl, der Gang nähere sich seinem Ende und immer wieder spürte
ich etwas feuchtes in meinem Gesicht.
Dann änderte sich
die Situation abrupt. Ich fand mich unter freiem Himmel wieder und starrte in
zweiter Reihe auf ein mächtiges Heer
gepanzerter Krieger. Die Schlachtreihe reichte auf der flachen Anhöhe gegenüber
von Horizont zu Horizont und das Wummern der Kriegstrommeln ließ meine Füße
erbeben. Bevor ich richtig realisierte, was hier geschah, ertönte
Kriegsgeschrei und die Ritter in den
Farbe deren von Eichenhain stürmten
mit blanken Waffen auf uns zu.
Ich wusste, dass
zu unserer Gruppe eine Reihe Kämpfer gehörte, die diesem Haus die Treue
geschworen hatten – würde sie gegen Ihre eigenen Truppen kämpfen? Auch wenn
es nur eine Prüfung war, hatte ich ernsthafte Zweifel daran, und begann mir nun
doch Sorgen zu machen, ob wir dies alles überleben konnten.
Doch dann fiel
mein Blick erstmals auf die Gestalten zu meiner Linken und meiner Rechten. Die Rüstungen
waren dunkel und nicht so blank, dazwischen braune und grüne Farbtöne und
keine geregelten Wappen waren zu sehen. Doch das schlimmste war, dass es alles Orks
waren. Ja, Orks! Als ich an mir
herabschaute, da erkannte ich, dass auch ich ein Ork war.
So hatte uns der Avatar
in die Rolle einer Orkarmee gesteckt
und wenn ich die Geschichte Galladoorns richtig
in Erinnerung hatte, so war dies die Armee
der Orks, die eine bittere Niederlage einstecken würde. Nein! Nicht die
Orks würden auf diesem Feld vernichtet werden, sondern WIR! Bevor ich länger
über den Sinn oder Unsinn dieser Prüfung nachdenken konnte, prallten die Eichenhainer
in unseren Schildwall.
Das sich
entwickelnde Gefecht war blutig und grausam. Mit wildem Hass sprangen uns die
Gepanzerten förmlich an, ohne auf ihr eigenes Leben zu achten. Die erste Welle
konnte wir noch abwehren, dann brach zu meiner Linken die Reihe ein. Bevor ich
es mir versah, musste ich mich mehrerer Kämpfer in meinem Rücken erwehren.
Dann ein unsäglicher Schmerz, als eine Klinge meine Rüstung durchdrang und
mein Herz durchbohrte. Dunkelheit.
Ich wachte mit
einem Schrei auf den Lippen auf und sah mich hektisch um. Mein Schwert steckte
wieder in der Scheide und um mich herum ein Berg von Leichen – nein keine
Leichen, es waren die dreißig Schläfer, von denen immer mehr erwachten. Schließlich
waren es mehr als ein Dutzend, dann keiner mehr. Wie es aussah hatten die
anderen einen Weg gefunden, die erste Prüfung
zu bestehen.
Abwarten
Die Schläfer
wurden von einigen der Dörfler und den Reisenden bewacht. Noch gut ein Dutzend
wackere Helden lag bewegungslos auf dem Platz und bestand scheinbar weitere Prüfungen.
Immer mit dem Ziel, dass sich wenigstens einer als würdig genug erweisen würde.
Auch Hatschi war aufgewacht und so
zogen wir uns zu den anderen ins Lager zurück.
Dort warteten
neben den anderen auch die junge Dorfmaid,
die sich schon früher für uns interessiert hatten. Wie zu erwarten war,
versuchte sie erneut, mir mein Heiliges Symbol abzuschwatzen, doch irgendwann
gab sie auf – wenn auch nur wiederwillig. Dann schien sie Gefallen an Cain gefunden zu haben und das Gespräch verlagerte sich zu den
beiden hin.
Inzwischen wachten
weiter Schläfer auf und berichteten von den Prüfungen, die sie abgelegt und an
denen sie gescheitert waren. Es galt einen Tunnel zu durchkriechen, der mit Fallen
gespickt war und einige erzählten von der Abschlussprüfung
an der Akademie der magischen Künste. Einige schienen mit den praktischen
Fragen nach nicht lethalen Zaubersprüchen auch als Nicht-Magier zu bestehen,
doch andere scheiterten zwangsläufig an den Fragen nach der Sphärentheorie
oder anderen hocharkanen Themen.
Die Prüfungen
dauerten scheinbar recht lange und so bereiteten wir uns wieder einmal auf eine
lange Nacht vor.
Überfall
Doch als wir es
uns dann am Feuer gemütlich machen wollten, dröhnten Marschgeräusche
an unsere Ohren. Das Scheppern schwerer Rüstungen hallte vom nahen
Dorfplatz herüber und wir griffen mal wieder zu den Waffen. Noch rechtzeitig
erreichten wir den Ort des Geschehens und Nahe der Taverne stand uns ein schwer
bewaffneter Trupp gegenüber, die lauthals unsere Unterwerfung
forderten.
Als sich aus
unseren Reihen ein Sprecher vorwagte, wurden die Forderungen verständlicher.
Der Anführer der Schar sprach davon, dass wir uns den rechtmäßigen Landesherr
der Baronie Erbnacht zu unterwerfen hätten.
Erbnacht also! Der Groschen fiel und
zumindest mir wurde klar, dass wir wieder in unserer Zeit sein mussten, denn die
Kämpfe an der Grenze zwischen Rabenmund
und Erbnacht waren aktuell.
Doch die Kämpfer
wollten nicht verhandeln und während ihr Anführer noch konferierte, sprangen
die ersten vor und griffen an. Die Gruppe war zwar gut gerüstet, doch unser
Schildwall und die zahlenmäßige Überlegenheit machten dies mehr als wett.
Rasch verloren die Eindringlinge an Boden und als ich auch aus der Richtung des
Dorfweihers Kampfeslärm vernahm, wechselte ich dort hinüber. Am Weiher tobte
der Kampf etwas länger als in der Taverne, doch auch hier verloren die Erbnachter
rasch an Boden und schnell war der Sieg unser.
Nachtwache
Wir hatten kaum
Verletzte unter uns und so zogen wir uns an das Lager zurück, im Glauben, dass
die Geschichte nun ausgestanden sei. Von Euronimus
hörten wir, dass er allein die Prüfungen bis zum Ende bestanden hatte und
auch bei der Minneprüfung bestehen
konnte.
Von anderen
Reisenden wurde später erzählt, dass der Magier
Torent, dessen Schicksal sich so aufs Tiefste mit dem des Dorfes verwoben
hatte, aus dem Wald befreit und in den Tempel
gebracht wurde. Dort starb er auf eigenen Wunsch durch die Hand von Markos und konnte sich so im Tode doch noch mit Selen,
seiner Geliebten, vereinigen.
Wir hätten damit
rechnen können, dass es mal wieder viel zu einfach war. Trotz der Prüfungen,
die uns auferlegt worden waren, fehlte das letzte Glied in der Kette. Fast hätten
wir gedacht, der Dämon würde sich
so leicht besiegen lassen würde – doch wir hatten uns gründlich getäuscht.
Noch ein Überfall
Vom Wein und der
wohligen Wärme des Lagerfeuers schläfrig geworden, ließen wir es uns einfach
etwas zu gut gehen. Die Kämpfer genossen die Gesellschaft von Valara und der hübschen jungen Dame aus dem Dorf, die mit ihren großen
Augen eine nicht zu unterschätzende Anziehungskraft auf uns ausübte. Doch als
spät in der Nacht wieder panische Schreie durch das Dorf hallten, griffen auch
wir ohne zu Zögern zu den Waffen.
Aus einer Laune
heraus hatte ich meinen Schild weit entfernt an das Zelt gehängt. So nahm ich
nun die große, beidhändig zu führende Streitkeule
zur Hand und folgte Morodin und Cain
zum Dorfplatz, nachdem ich dem Mädchen zum Schutz gegen die Kälte noch
meinen Umhang gab. So wähnten wir das Lager in Gedanken sicher und ließen sie
und einige andere Unbewaffnete allein am Feuer zurück.
Endkampf
gegen den Dämon
Auf dem Weg zum
Dorfplatz stellten sich uns einige Gestalten in den Weg, und hoben uns drohend
ihre Schwerter entgegen. Mit einem gewaltigen Hieb gegen den Unterleib fegte ich
den ersten beiseite, dann baten die anderen um Gnade und warfen die Waffen weg.
Da der Tumult auf dem Dorfplatz ständig zunahm, kümmerten wir uns nicht länger
um die vermeintlichen Gegner und stürmten vorwärts – auch wenn ich mich so
langsam fragte, ob das überhaupt Feinde gewesen waren. Möge mir die Göttin gnädig
sein.
Auf dem Platz
erwartete uns nun ein Bild des Grauens. Zwei riesige Dunkle Paladine – oder was auch immer – führten ein kleines
Heer finsterer Gestalten an, die sich schonungslos in den Kampf warfen. In der
Dunkelheit verloren sich unsere Reihen rasch, und zwischen die tiefgrollenden
kehligen Laute der feindlichen Kreaturen mischten sich mehr und mehr die
schmerzerfüllten Schreie der Unsrigen. Irgendwann wurde dann auch ich von
meiner Gruppe getrennt und fand mich mehreren Gegnern und einem der Dunklen
Paladine gegenüber.
Mein Heiliges
Symbol beeindruckte ihn wenig und ohne den Schutz des Schildes hatte ich mit
meiner Stangenwaffen gegen die Übermacht schlechte Karten. Gegen die vielen
Gegner war ich chancenlos und so streckten sie mich am Rand des Dorfplatzes
nieder. Doch heraneilende Kämpfer aus dem Lager verhinderten das Schlimmste.
Ich war noch bei Bewusstsein, auch wenn unter meiner Rüstung Blut hervorquoll
und ich die Beine nicht mehr spüren konnte.
Das Schlachtenglück
wendete sich dann endlich und irgendwie gelang es unseren vereinten Kräften,
die Truppen des Dämon und auch
selbigen zu schlagen. Als die sterblich Hülle
des Dämonen unter den letzten Hieben
zusammenbrach, erscholl erst der grausiger Todesschrei der vertriebenen Kreatur,
dann brach das Dorf in Jubel aus.
Nachwehen
Doch noch galt es,
die Gefallenen zu versorgen und so suchten die Heiler nach den Verwundeten. Die
meisten konnten gerettet werden und so leerte sich der Platz zusehends. Doch
meine Lage wurde dadurch nicht besser. Ich war am Rande der Fläche im Schatten
des nahen Waldes gefallen und konnte mich auch durch Rufe nicht bemerkbar
machen.
Die einzige Möglichkeit
war, mich durch das Unterholz zum Lager zu schleppen und kroch so langsam vorwärts.
Nach ungezählten Augenblicken erreichte ich endlich das Gebüsch neben unseren
Zelten. Falk erwies sich wieder
einmal als hervorragender Wächter und hatte meine Annäherung bemerkt. Bestürzt
musste ich allerdings feststellen, dass er mich für einen vermeintlichen
Angreifer hielt und schon drauf und dran war, seinen Speer nach mir zu
schleudern. Erst als ich meine Waffe mit letzter Kraft auf die vom Mond erhellte
Lichtung warf, erkannte er mich.
Dann halfen mir
die Kameraden auf und schleppten mich in das Lager, das einen trostlosen Anblick
bot. Morodin saß in schwere Verbände
gehüllt am Lagerfeuer und auch die anderen hatten ordentlich etwas abbekommen.
Meine Wunden wurde durch Valara
bestens versorgt, die danach mit ihren Kräften – wie auch mit ihren Heiltränken
– am Ende war.
Doch irgend etwas
stimmte nicht. Wo war das junge Mädchen abgeblieben?
Fragende Blicke in der Runde und keine Antworten. Dann kam ein neuer Schatten näher
und im Schein des flackernden Feuers erkannte wir Cain,
der eine leblose Gestalt auf den Armen trug. Sauer musste ich aufschlucken, doch
dann vernahm ich ein leises Stöhnen und robbte zur Seite, um den Platz am Feuer
frei zu machen.
Der Kämpfer hatte
fast so etwas wie Tränen in den Augen, und auch wenn er es nie im Leben zugeben
würden – er war tief berührt und machte sich ernsthaft Sorge um ihr
Wohlergehen.
Valara
untersuchte das Mädchen und als wir sie auf die Seite drehten, konnte wir die
schreckliche Wunde am Rücken erkennen. Einer der Häscher
des Dämonen musste sich ihr von hinten genähert und sie dann
niedergeschlagen haben. Ausgelaugt von den vielen Heilungen davor, konnte die Druidin
ihr nur noch handwerklich helfen und die Wunde säubern und verbinden. Als
ich das Mitgefühl in Cains Augen
sah, und auch wie viel sie im in diesem Moment zu bedeuten schien, ignorierte
ich meine eigenen Schmerzen und betete zu meiner Göttin. Ich flehte sie an, mir
noch einmal die Kraft der Heilung zu verleihen und legte meine Hände auf die
Wunde.
Ich wurde erhört
und die grässliche Wunde schloss sich langsam und rosajunge Haut bildete sich
an den ausgerissenen Rändern. Sie würde es überstehen und vielleicht würde
nur eine kleine Narbe bleiben. Dann wachte sie auf und erneut fiel der Blick auf
das Heilige Symbol. Um ihr Kraft zu
geben, lieh ich ihr schließlich doch noch das geweihte Amulett. Behutsam legte
ich es ihr um den Hals und das schwache Lächeln gab mir recht.
Cain
kümmerte sich noch einige Zeit um sie und wir anderen tauschten noch unsere
Erlebnisse aus, doch die Kämpfe forderten ihren Tribut und müde zogen wir uns
in die Zelte zurück. Da meine Schlafstatt äußerst großzügig bemessen war,
hatten der Kämpfer dem verwundete Mädchen hier ein einfachen Nachtlager
bereitet.
Ich redete diese
Nacht noch lange mit Cain und es
schien, als ob die Verletzungen einen inneren Damm gebrochen hatten. Der Krieger
zeigte sich von einer völlig anderen Seite und gab sich gar nicht mehr so
ungestüm und kampfeslustig, wie ich ihn vor zwei Tagen noch kennen gelernt
hatte. Doch irgendwann überkam uns dann doch die Müdigkeit und wir schliefen
ein.
Meine Freunde Raven,
Euronimus und Thy hatten
die Kämpfe ebenfalls gut überstanden. Am nächsten Morgen traf ich sie munter
in ihrem Lager und Euronimus strahlte
voll des Stolzes über seine vollbrachten Heldentaten in der Prüfungen des Avatars.
Wie es schien war die Welt wieder in Ordnung und auch das junge
Mädel hatte sich frühzeitig ins Dorf verabschiedet. Überall sah man
zufriedene Reisende, die ihre Zelte packten und sich ein Frühstück richteten. Morodin,
Valara, Falk und ihre
Begleiter waren ebenfalls damit beschäftigt, die Ausrüstung zu sortieren, zu
reinigen und zusammenzulegen. Auch Cain,
der kurze Zeit später aus seinem Zelt kam, sah recht zufrieden auf. Keine Spur
mehr der Nachdenklichkeiten der vergangenen Nacht.
Auf der Taverne
drang der Geruch nach frischen Backwaren zu uns herüber und wir ließen die
Zelte einfach stehen und gingen zusammen über den Dorfplatz von Krähenwinter.
Denn es galt etwas nachzuholen, was wir gestern alle vergessen hatten – zu
feiern.
–
Das Ende –
Tja, danach gab
es die üblichen langen Gespräche zwischen den Spielern und auch das „Ah, Du
warst das“ durfte natürlich nicht fehlen. Der Abbau zog sich später noch bis
in den frühen Nachmittag und auch der Shuttle-Service musste erst wieder in
Anspruch genommen werde, um das Auto zu holen und bis unter die Dachkante mit
LARP Equipment voll zu packen.
Ich hatte nach
der langen Pause auf einen guten Con gehofft, aber dieser hatte alle Erwartungen
bei weitem übertroffen. Die Spieler waren alle toll und der Orga gebührt ein
ehrliches Lob für eine mehr als gelungene Veranstaltung!