from FASA 7325 „Missions - Mission: Mars“

Teil-2

Gespielt am 06.März 2004

Cast of Shadows:

- Prolog -

August/September/Oktober 2059 – Seattle Metroplex

Fernab der Verschwörungsgeschichte in Houston, Texas kümmert sich ein weiteres Mitglied des Schattenteams um seine persönliche und berufliche Fortbildung. Serious Sam, der bis unter den Schädel vercyberte Straßensamurai, nimmt sich einen Privatlehrer und verbringt den Sommer auf Schießständen und im Wald. Nach einem zeitraubenden Training hat sich der Aufwand ausgezahlt. Mit dem Sturmgewehr macht Sam in Zukunft keiner so schnell etwas vor (Sturm­gewehr-7, 14 Karmapunkte, 98 Tage, 4.500 ¥ wegen Lehrer).

Nebenbei vertieft er seine Fähigkeiten im Umgang mit elektronischen Geräten. Die Lehrstunden sind hart und noch zeitintensiver als das Schießtraining. Aber irgendwann kapiert es auch der untalentierteste Schüler (Elektronik[Magschlösser]-4, 6 Karma, 63 Tage). Auch bei den praktischen Übungen zeigt der Kämpfer leider wenig Geschick und muss hier ebenfalls den Großteil seiner Freizeit opfern (Elektronik B/R-4, 6 Karma, 63 Tage).

- Formationswechsel -

Fr, 13.10.2059, 21:45 Uhr – Houston – Außenbereiche

Das Team ist nach dem unerwarteten Überfall ziemlich geschafft und verhält sich auf der Rückfahrt recht ruhig. Die Agenten die sie gestoppt hatten wollte sie wegen der „Nationalen Sicherheit“ in Gewahrsam nehmen. Das klingt so gar nicht nach Ares. Doch warum dann die Aussage und der Hinweis auf das Konzerngelände? Die Runner können sich keinen Reim darauf machen und kümmern sich erst einmal um die wichtigeren Probleme. Da wäre zum Beispiel dieser geklaute Wagen, mit dem sie gerade unterwegs sind.

Im Außenbereich der Stadt stoppt Machinehead den Van an einer Rastanlage. Damit man ihn nicht sofort sieht stellt er den Wagen zwischen einigen geparkten LKWs ab, damit man ihn nicht sofort sieht. Dann sammeln die Runner ihre Ausrüstung ein und schlendern zum Restaurant. Direkt am Eingang zum Servicebereich finden sie, was sie gesucht haben. Einen Automaten des örtlichen Fahrzeugvermieters. Der Troll zögert nicht lange und benutzt den Credstick mit seiner originalen SIN um sich anzumelden.

Sofort zeigt ihm das Display die zur Verfügung stehenden Wagen und die Wahl fällt auf einen geräumigen Van in dunkelgrün. Nach Bestätigung der Daten wird der Passcode für den Wagen auf den Credstick des Riggers überspielt und das Team geht zu der ausgewiesenen Garage mit der Nummer „8“, in der ihr neues Gefährt auf sie wartet.

Fr, 13.10.2059, 22:30 – Houston – Hotel „Blue Mountains“

Der Decker erwartet die anderen Runner schon etwas ungeduldig. Er hat aus den Nachrichten von einem Feuergefecht erfahren und saß seitdem auf heißen Kohlen. Um nicht zurückverfolgt oder belauscht zu werden hatte Darkblade auf einen Anruf verzichtet. Fastklick freut sich, dass alle heil überlebt haben und bestätigt dem Adepten das Kopieren der Unterlagen.

Da sie keine Verfolger hatten und auch der Astralraum sauber war, steht einer Benutzung der Telekomanlage nun nichts mehr im Weg. Angesichts der wachsenden Bedrohung ruft der Elf ihren befreundeten Runnerkollegen Serious Sam an und bietet ihm einen vollen Anteil für den Job. Der Samurai stimmt zu und fragt nach einer geeigneten Transportmöglichkeit. Der schwer vercyberte Koloss aus den Straßen von Seattle hat es nicht so mit Flugreisen. Da die meisten der CyberTech-Einbauen illegal sind und er keine Lizenz hat, muss er ständig mit einer Verhaftung rechnen. Fastklick schlägt den Nachtzug vor und meint, dass dieser nicht kontrolliert wird; man kann halt keine Waffen mitnehmen.

Der Samurai bestätigt beendet das Gespräch. Er nimmt den Zug und wird am nächsten Tag gegen 11:00 Uhr in Houston sein. Die restlichen Runner diskutieren noch die eine oder andere Variante durch, wer wie mit wem in Zusammenhang steht, doch letztendlich kommt dabei wenig heraus. Darkblade versucht es noch einmal mit einem Anruf bei Dr. Zeus, doch der nimmt nicht ab. Etwas beunruhigt hofft der Elf dennoch, dass der Wissenschaftler morgen zu ihrer Verabredung erscheinen wird.

- Hallo Doktor -

Sa, 14.10.2059, 11:00 Uhr – Houston – Hauptbahnhof

Der schwere Zug rollt pünktlich um 10:55 in den Bahnhof ein. Aus einem der vorderen Wagen steigt ein leicht übermüdeter Straßensamurai und schaut sich suchend am Bahnsteig um. Dann entdeckt er die Elfen und schließlich auch den Gnom, der zwischen den beiden hoch gewachsenen Kerlen steht. Dahinter ragt die riesige Gestalt eines Trolls über die Köpfe aller Anwesenden hinaus. Sam kennt den Rigger nicht und ist etwas vorsichtig. Erst nachdem Xanatos die beiden Runner bekannt gemacht hat, gehen sie zu professioneller Kameradschaft über.

Unterwegs zum Park, an dessen Eingang sie sich mit Dr. Zeus treffen wollen, erzählt ihm Gimli mit Unterstützung des Magiers warum es genau geht, zeigt ihm Kopien der Fotos und berichtet von den bisher gewonnenen Erkenntnissen. Sam nickt ein paar Mal und fragt dann nach einer vernünftigen Waffe für ihn. Außer seiner Savalette Guardian hat er nichts dabei und fühlt sich ein klein wenig nackt. Der Schamane verdreht die Augen und vertröstet Sam. „Das hat Zeit bis später. Momentan muss es die kleine Artillerie tun“ mein er und zeigt dann aus dem Fenster. „Brook Park“, hier ist es.

Sa, 14.10.2059, 12:00 Uhr – Houston – Brook Park

Kurz vor Mittag erreicht der neue Van der Runner den Brook Park. Die Grünanlage liegt inmitten einiger Geschäftshäuser und bildet einen hübschen Kontrast zu den hohen Bauten in der Umgebung. Serious Sam ist das Gelände alles andere als willkommen. „Schöne viele Plätzchen für Scharfschützen“ orakelt der Samurai und steigt an der Seite von Gimli und Darkblade aus dem Wagen. Xanatos steigt kurz darauf ebenfalls aus und schlendert zu einer der vielen Parkbänke.

Dort nimmt er Platz, schließt die Augen und projiziert sich um den Astralraum zu überwachen. Das etwa einen Block große Gelände teilt sich in drei einzelne Rasenflächen auf, die von Büschen und hohen Bäumen umgeben sind. Der gesamte Park ist mit einem schmiedeeisernen Zaun umgeben und weist lediglich drei Tore auf.

Im Park wandern einige Passanten umher und darunter ist auch ein Magier. Xanatos guckt sich den Typen genauer an und gibt dann eine Entwarnung. Der Mensch ist nur an seiner Mittagspause interessiert und ganz und gar in sein SimSinn vertieft.

Pünktlich um 12:00 Uhr tritt ein älterer Mann in einem Nadelstreifenanzug mit einem Gehstock bewaffnet zu den drei Runnern am Tor. Er flüstert ein leises „Discovery“ in die Runde. Dark­blade wendet sich ihm daraufhin zu, gibt ihm die Hand und stellt sich und die anderen vor. Dr. Zeus ist sehr ängstlich und wie Lt. Colonel Yavin immer noch Stolz die Arbeit, die sie damals geleistet hatten. Aber die dauernde Frustration und ewige Angst vor der ominösen Geheimorganisation innerhalb des Regierungsapparats haben ihn altern lassen. „Nun gut, der Mann hat schon 80 Jahre auf dem Buckel“ denkt sich Sam „aber da kann man heutzutage noch viel frischer aussehen“.

Die Vier machen sich auf einen Rundgang durch den Park und Dr. Zeus erzählt seine Geschichte von den Ereignissen um die drei bisherigen Missionen zum roten Planeten.

„Angefangen hat alles mit der unbemannten Mission der NASA im Sommer 2001. Die unbemannte Sonde hatte damals unter anderem auch zwei Aufsehen erregende Bilder gemacht, die nicht mit dem normalen Datenstrom zur Erde gefunkt wurden. Die hoch auflösende Kamera hatte Bilder von einem Skelett und einer Gruppe Pyramiden gemacht. Die Offiziellen bei der NASA beschlossen damals, dass die Bilder der Öffentlichkeit nicht zugänglich gemacht werden sollten und vergruben sie in den Tiefen der Archive.

In den folgenden Jahren gab die NASA mit Hilfe der Organisation VEIL Unsummen an Geldern von verdeckten Konten aus. 2011 startete sie dann eine geheime bemannte Mission zum Mars, die die Funde bergen sollte. An der Operation Discovery waren acht Mann beteiligt, von denen nur drei die Erde wieder erreichen sollten. Das Landemodul erreichte die Stelle der Aufnahmen und es gelang den Astronauten, Proben der Pyramiden und des Skeletts zu nehmen.

Aus Gründen der Geheimhaltung wurden die Operationsdaten nicht zur Erde gefunkt. Um ein Abhören der Signale zu verhindern, sollten die Daten erst im Orbit per Richtfunk an eine geheime Bodenstation gesendet werden. Doch soweit kam es gar nicht. Beim Dockingmanöver über dem Mars kam es zu einer Fehlfunktion und das Modul stürzte wieder auf die Oberfläche zurück. Die fünf Astronauten kamen dabei ums Leben. Aber ihr Tot war nicht gänzlich vergebens, denn sie hatten vorher die Container mit den Proben an die Kommandokapsel übergeben. Es war übrigens der 24.12.2011, also der Tag, an dem Ryumo über Japan aufstieg, und jetzt soll keiner sagen, dass dies ein dummer Zufall ist. Die drei restlichen Männer machten sich jedenfalls zurück auf den Weg zur Erde und kamen dort auch heil an.

Aber sie konnten ihren wohl verdienten Ruhm nie genießen. Die Führung der NASA beschloss, auch diese Mission geheim zu halten. Die drei Astronauten wurden ehrenhaft entlassen und großzügig abgefunden; allerdings nicht ohne dass ihnen ein weitreichendes Redeverbot erteilt wurde. Zwei der Männer starben in den folgenden Jahren, nur Lt. Colonel James Yavin ist heute noch am Leben. Er wohnt außerhalb der Stadt auf einem Militärgelände.“

Dr. Zeus hält kurz inner, überlegt und fährt dann entschlossen fort „Die Fotoaufnahmen und die Proben wurden damals mir als wissenschaftlichen Leiter der Operation anvertraut. Ich bekam die Order, alles zu beseitigen. Doch sie können sich denken, dass ich nicht bereit war, mein Lebenswerk so ohne weiteres zu vernichten.

Also spielte ich einige alte Kontakte aus und deponierte das ganze Zeug in einem alten Raketensilo in Kansas. Die Daten gingen im Crash verloren und so dürfte die Ausrüstung dort noch heute vor sich hin schlummern.

Die ehemalige Abschlussanlage liegt in der Nähe einer verlassenen Farm, die einmal den Hoffmans gehört hatte. Irgendwo nördlich von Wichita, genau weis ich es auch nicht mehr, aber …“

POPP.

Dann spritzt Blut durch die Luft und der gute Doktor fällt zu Boden.

- Hinterhalt -

Sa, 14.10.2059, 12:10 Uhr – Houston – Brook Park und Umgebung

Darkblade reagiert sofort, zieht seine Waffe und wirft sich zur Seite. Ein heißer Luftzug an seiner Wange kündigt von einem weiteren Geschoss. Es hat ihn nur knapp verfehlt, doch zum Aufatmen bleibt keine Zeit. Während der Körper des toten Wissenschaftlers am Boden aufschlägt wird der Elf von einer dritten Kugel doch noch getroffen.

Die Wucht des Projektils nimmt ihm den Atem. Das großkalibrige Geschoss durchschlägt die Panzerung, die linke Schulter (S-Schaden) und tritt unterhalb des Schlüsselbeins wieder heraus. Mit einem schmerzverzerrten Stöhnen geht der Adept zu Boden und wirft sich mit letzter Kraft in die Deckung eines Busches.

Von dort muss er mit ansehen, wie es auch den Gnom erwischt. Der kleine Schamane wird von dem Geschoss ein gutes Stück durch die Luft geschleudert. Die Panzerung hält und Gimli erleidet nur ein paar blaue Flecke (L-Schaden). Als neben ihm eine Dreckfontäne aufspritzt wird ihm aber nur zu deutlich, dass er es noch nicht geschafft hat. Rasch wirft er sich ebenfalls zwischen das Grünzeug in Deckung.

Serious Sam schlägt ein paar Haken und hält Ausschau nach dem Angreifer. Als der Heckenschütze auf einem Dach in weiter Entfernung die Schüsse auf den Gnom abgegeben hat konnte er zweimal Mündungsfeuer erkennen,. Er rennt weiter zum Elfenmagier, der aber in diesem Moment in seinen Körper zurückgekehrt, um seinen gebundenen Luftelementar zu rufen. Der Samurai zeigt dem Magier das Gebäude, auf dessen Dach er den Angreifer vermutet.

Gimli bekommt die Beschreibung in seinem Versteck zwischen den Büschen gleichfalls mit und wechselt sofort in den Astralraum über. Er rast dem Gebäude entgegen und kann noch erkennen, wie eine männliche Gestalt durch eine Tür im Inneren des Gebäudes verschwindet. Der Schamane folgt dem Schützen – der große Koffer hat ihn verraten – durch die Tür ins Treppenhaus, doch hier wartet schon die feindliche Rückendeckung.

Gimli sieht sich plötzlich einem projizierten Magier gegenüber, der ihn ohne zu zögern mit einem Manablitz angreift. Doch der Schamane ist vorbereitet und so prallt der Spruch wirkungslos an seiner Abschirmung ab. Der Gnom erwidert den Angriff mit einem Zauber. Dieser kann die Verteidigung des Gegners aber ebenfalls nicht durchdringen. Der Magier wechselt sogleich die Taktik und greift den Runner mit einem langen Messer an. Mit einigem Entsetzen muss Gimli erkennen, dass es sich dabei um einen aktivierten Waffenfokus handelt, der ihm sehr gefährlich werden kann. Nur mit Mühe kann er dem Stoß ausweichen und versucht es seinerseits erneut mit einem Zauberspruch.

Doch die Attacke verpufft wieder ohne Wirkung und fällt sogar auf ihn zurück. Er muss dem Entzug Tribut zollen und merkt die Erschöpfung des kurzen Kampfe (L-Bet.) schon jetzt. Als ihn der Gegner dann auch noch mit dem Messer trifft und ihm eine blutige Spur (M-Schaden) über die Brust zieht, reicht es ihm und er lässt den Scharfschützen entkommen. Diesen Kampf kann er nur noch verlieren und so zieht er die Flucht vor.

Zurück in seinem Körper kann er zwar seine Wunde heilen (+2 Kästchen, noch L), doch die Kopfschmerzen bleiben ihm. Einen Heilzauber wirkt auch Xanatos auf Darkblade, der noch immer schwer blutend in den Büschen liegt. Die Passanten laufen schreiend und kreischend durch die Gegend und einige bieten sogar ihre Hilfe an. Ein kurzer Blick auf den zerfetzen Schädel von Dr. Zeus zerstört jegliche Hoffnung, dass der alte Mann den Anschlag überlebt haben könnte.

Die lauter werdenden Sirenen bedeutet zudem mit Sicherheit Ärger und so suchen die Runner ihr Heil im geordneten Rückzug. Dem Adepten geht es nach der magischen Behandlung des Elfen wieder besser (+6 Kästchen, voll geheilt) und er rennt mit den anderen zum Wagen, wo Gimli schon die Tür offen hält und nur noch auf den Rest wartet. Sam gibt Rückendeckung und eilt rückwärts laufend ebenfalls auf den Van zu, springt auf und schließt die Tür erst nachdem Machinehead den Wagen beschleunigt.

Das Treffen lief verheerend! Doch die wirklich wichtige Information konnte Dr. Zeus noch liefern. Das geheime Lager mit allen Proben und den originalen Daten der Missionen. „Was für ein Schatz“ geht es ihnen durch den Kopf. So erklärt sich auch das Interesse der anderen Parteien. Der alte Wissenschaftler hat das Versteck nie verraten und deshalb konnten weder die NASA, noch AresSpace oder irgendeine andere Regierungsbehörde davon wissen. Die Lage der vielen Raketensilos ist im berüchtigten Crash des Internets verloren gegangen. Somit war der verblichene Dr. Zeus bis heute so etwas wie der alleiniger Wahrer des Wissens.

Sa, 14.10.2059, 14:30 Uhr – Houston – Hotel „Blue Mountains“

Nach ein paar Runden durch die Stadt ist das Team sicher, dass ihnen die Attentäter nicht auf der Spur sind. Die zwei feindlichen Agenten waren gut, fast zu gut, denn wenn die Schüsse mehr Wucht gehabt hätten oder präziser gewesen wären, könnten sich Darkblade und Gimli die Mohrrüben von unten ansehen.

Aber so fahren sie zusammen mit Machinehead, Sam und Xanatos zum Hotel zurück und geben die gewonnenen Infos an Fastklick weiter. Der macht sich gleich daran, die Farm in der Matrix zu suchen. Doch die Runner wollen nicht zuviel Zeit verlieren und drängen den Decker, nur das nötigste zu recherchieren und packen unterdessen ihre Ausrüstung zusammen und tragen die paar Taschen in den Van.

Sie überprüfen ein letztes Mal ihre Ausrüstung, checken die Waffen durch und vergewissern sich, dass die Panzerjacken in Ordnung sind. Der Adept muss sich allerdings unterwegs eine neue besorgen, denn seine alte wurde vom Scharfschützen zerfetzt. Aber auch für den Gnom wird es Zeit, seine Jacke zu wechseln, denn auch wenn der Schuss nicht durchging, so wird es der nächste tun, denn das Material ist hinüber.

- Nordwärts -

Sa, 14.10.2059, 15:00 – Texas – Unterwegs

Nachdem Fastklick seine sieben Sachen gepackt hat, verlassen die Runner gegen 15:00 Uhr die Stadt und fahren nach dem Highway nach Norden. Der Decker hat die Hoffman Farm in der Matrix gefunden. Das alte Gehöft liegt in der Nähe der Kleinstadt Haggard. Eigentlich liegt das verdammte Nest überhaupt nicht in der Nähe von Wichita, sondern weiter im Nordwesten.

Die Fahrstrecke beträgt gute zwölfhundert Kilometer und sie müssen durch ganz Texas und auch noch durch halb Kansas. Der Rigger und Fastklick unterhalten sich ein wenig über die günstigste Route und nachdem der Decker die aktuellen Verkehrskontrollen ermittelt hat, kann Machinehead ordentlich Gas geben. Keiner des Teams hat Lust auf eine lange Autotour und so ist man um jeden Zeitgewinn froh.

An der Grenze zwischen Texas und Kansas wechseln sie an einem Rasthaus den Wagen. Der junge Angestellte nimmt den bisherigen Leihwagen zurück bescheinigt den ordnungsgemäßen Zustand; dann bekommt das Team einen neuen Van der diesmal über eine Fernsteuereinrichtung verfügt und düst weiter in die Nacht hinein.

So, 15.10.2059, 00:30 – Haggard, Kansas

Der neue Wagen geht wie der Teufel und die Runner kommen rasch vorwärts. Kurz nach Mitternacht erreichen sie nach ruhiger Fahrt die Kleinstadt Haggard. Serious Sam steigt an einer Tankstelle aus und erkundigt sich bei der Kassiererin nach der Farm. Die junge Dame weiß erst nicht genau Bescheid, doch dann fällt es ihr wieder ein.

Die Farm liegt gute 20 Kilometer nördlich der Stadt und wird nicht mehr bewirtschaftet. Der vercyberte Samurai macht trotz aller Freundlichkeit einen bedrohlichen Eindruck auf die Frau und so ist sie froh, als der Runner seinen Snack zahlt und den Shop wieder verlässt.

- Ein Sarg im Kornfeld -

So, 15.10.2059, 00:50 – Haggard, Kansas – Hoffman Farm

Der Weg ist nicht zu verfehlen und so steuert Machinehead das Team bis kurz vor die Abzweigung zur der gesuchten Farm. Im fahlen Mondlicht stehen die hohen Maisfelder links und rechts der Straße mannshoch und nehmen den Runnern jegliche Sicht. Etwa einen Kilometer vor der Abzweigung, die von den Scheinwerfern des Vans gerade noch ausgeleuchtet wird, parkt der Troll das Gefährt am Straßenrand und stellt den Motor aus. Gimli, der Schamane, steigt aus und beschwört einen Feldgeist (Kraft-5, 2 Dienste), um sich und das Team abzusichern. Dabei strengt er sich mehr an als gedacht und spürt ein leichtes Ziehen in der Schläfe (L-Bet.).

Nun ist Xanatos an der Reihe und klärt im Astralraum die Umgebung auf. Der projizierte Körper des Elfenmagiers fliegt über die Felder hinweg zu der Farm. Dort ist alles verlassen und Xanatos entdeckt hier keine Hinweise auf eine Gefahr. Dass am Eingang zm Raketensilo keine Schilder stehen war klar, aber wenigstens ist hier kein Hinterhalt zu befürchten. Nach wenigen Minuten kehrt er um und schwebt zurück zu seinem Team.

Doch an der Einmündung des Feldwegs zur Landstraße hält er inne. Einige Meter nördlich des Weges sieht er zwischen den Maispflanzen einen großen dunklen Fleck. Nachdem er näher heran ist, kann der Initiat einen Jeep erkennen, in dem vier Personen angespannt warten. „Verflucht, doch ein Hinterhalt“, denkt sich Xanatos und askennt die Wartenden.

Zurück bei Team berichtet der Magier dann, dass alle vier mäßig vercybert und mit Gewehren bewaffnet sind. Die Runner beschließen, den Spieß umzudrehen. Sie nehmen ihre Waffen und steigen lautlos aus dem Wagen. Dann teilt sich die Gruppe und Darkblade wendet sich mit dem Magier nach Norden, während der Troll, Sam und Gimli sich gleich nach Westen ins Maisfeld schlagen. Sie werden sich den wartenden Söldnern, Agenten, oder was auch immer von der anderen Seite her nähern.

Etwa fünfzig Meter vor dem Jeep, ihrem anvisierten Ziel, hält der Adept noch einmal inne und bittet Xanatos um eine weitere Aufklärung. Darkblade hat so ein komisches Gefühl im Bauch und als der initiierte Zauberer wieder die Augen aufschlägt, kann er an dem besorgten Gesicht schon erkennen, dass hier etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist.

„Keine Sau mehr da“ raunt der andere Elf ihm zu und sofort wendet Darkblade vorsichtig den Kopf in alle Richtungen. „Scheiß Mais“, denkt sich der Adept und fasst seine Waffe fester und versucht durch die hohen Pflanzen hinweg einen der Gegner zu entdecken. Die Bande hat den Jeep verlassen und scheint ihn nun als Lockvogel zu benutzen. Es ist offensichtlich, dass die vier Bewaffneten irgendwo lauern und nur auf die Runner warten.

Die Dunkelheit erschwert die Suche erheblich, doch dann kann Darkblade mit seiner natürlichen Infrarotsicht eine Bewegung rechts von sich ausmachen. Rasch richtet er seine Ares Squirt auf das Ziel aus und gibt einen lautlosen Schuss ab. Die mit Zyanid (4T) versetzte DMSO-Wolke trifft eine Lücke in der Panzerung, doch das Opfer zeigt sich davon nur wenig beeindruckt (L-Schaden).

Dann geraten die Runner ins Ziel der Gegner. Von zwei Seiten eröffnen sie das Feuer auf die beiden Elfen. Der Mann, auf den Darkblade geschossen hatte, hält auf den Magier an und mit einem lauten Stakkato säht eine Sturmschrotflinte Unheil. Doch die Kugeln verfehlen ihr Ziel und rasieren nur etliche der Pflanzen ab. Der Adept wird von eine anderen Richtung aufs Korn genommen und muss dem automatischen Feuerstoß eines Sturmgewehrs ausweichen, der aber ebenfalls nur unter den Maiskolben reiche Ernte hält.

Es entwickelt sich ein kurzes Feuergefecht, geprägt durch die Deckung der Maispflanzen und die herrschende Dunkelheit. Darkblade landet noch einen weitere Treffer mit seiner Sprühwaffe, doch der Gegner ist außerordentlich widerstandsfähig und reagiert kaum auf das Zyanid (+L). Er merkt, dass er so nicht weiterkommt und wechselt die Taktik. Nun setzt er die kombinierten Kräfte des Ki-Schlages (8S) und des Fernschlags ein. Das Opfer der Attacke wird wie aus dem Nichts von einer gewaltigen Faust getroffen. Das Resultat sind - trotz Sicherheitspanzer - einige hörbar gebrochene Knochen (+M-Schaden).

Auch die panzerbrechenden Kugeln (Salve, 10S) aus der Savalette Guardian des Magiers zeigen weniger Wirkung als gehofft und richten kaum Schaden an (M-Schaden). Die Männer sind zäh und feuern weiter. Dabei entsteht ein Kampf über Kreuz, bei dem keinen seinen Gegner direkt angreift. So trifft dann die Salve dieses Agenten den Adepten, der sich für seinen Schlag voll aufrichten musste. Die Kugeln durchsieben erneut die Panzerung (Salve, 11S) und nur durch enormes Glück (1 Erfolg gekauft, -1 Karmapunkt) kann Darkblade das Schlimmste verhindern; er erleidet nur eine mäßige Durchschusswunde (M-Schaden) im linken Oberarm.

Da beide Parteien nun wieder stärker in Deckung gehen verfehlen die nächsten Attacken ihre Ziele und so langsam geht den Pistolen der Runner die Munition aus. So greift der Adept noch einmal beherzt an und schickt sein Opfer per Fernschlag ins Reich der Toten. Als sei dies ein Signal gewesen, erwischt Xanatos im selben Moment den anderen Agenten. Mit einer Salve aus der automatischen Pistole (10S, APDS) erledigt auch er seinen Gegner. Dann wendet er sich Darkblade zu und heilt die Schussverletzung mit Hilfe seiner Magie (+3 Kästchen, voll geheilt).

Keine hundert Meter weiter im Süden entwickelt sich zur gleichen Zeit ein ähnlicher Schusswechsel zwischen den drei Runnern, die von Süden kommen und den beiden anderen Agenten.

Eigentlich können nur Machinehead und Serious Sam agieren, denn Gimli hat sich erneut projiziert, um das Farmgebäude zu untersuchen. Anschließend sucht er die nähere Umgebung ab. Als sich die Agenten langsam von zwei Seiten nähern, liegt der Gnom zwischen den beiden anderen Runnern.

Der Samurai bemerkt einen der beiden und feuert zwei Salven aus seiner Savalette Guardian in die Richtung. Doch er verfehlt das Ziel ebenso, wie die sein Gegenüber und Machinehead, der den anderen Agenten aufs Korn nimmt.

Dieser zeigt sich von der Attacke unbeeindruckt und zielt weiter auf den Samurai, den er nun mit einem Feuerstoß (11S) aus der Ares Alpha Combatgun erwischt. Doch der Runner ist hart im nehmen und macht sich nicht viel aus den Treffern (L-Schaden). Ganz im Gegenteil. Obwohl um ihn herum die Kugeln der Agenten und auch die des Riggers nur so durch die Luft fliegen, wechselt er per Smartverbindung den Feuermodus und gibt zwei gezielte Schüsse auf seinen Gegner ab.

Die Kugeln (2x 9M) lassen den Agenten taumeln (L-Schaden) und so bewegt er sich geradewegs in den Feuerstoß der Riggers. Machinehead hat sich mit seiner erbeuteten Steyr AUG II ebenfalls auf diesen Gegner eingeschossen (Salve, 11S) und verletzt ihn böse (+M). Unter den nun ungezielter werdenden Attacken der Gegner landen beide Runner weitere Treffer und schicken den Mann in die ewigen Jagdgründe.

Der verbliebene Agent hat sich in seiner Deckung verkrochen. Da der Samurai sein Magazin wechseln muss hält der Rigger den Gegner mit automatischem Feuer (je 11S) nicht nur unten, sondern erzielt auch einige Wirkungstreffer (S-Schaden). Der schwer verletzte Gegner ist aber ein harter Hund und will partout nicht aufgeben. Mit einem martialischen Aufschrei stürzt er sich ihnen entgegen. Unter dem Feuer beider Runner hämmert die Franchi SPAS in seinen Händen los (je 10S). Sowohl Machinehead (M-Schaden), als auch Serious Sam (+L) stecken noch einmal ordentlich ein, dann bricht der Agent aus unzähligen Wunden blutend vor ihnen zusammen.

Die nächsten Schritte, die die beiden hören, stammen von Darkblade und Xanatos, die sich zu ihren Kameraden durchgeschlagen haben. Sie vergewissern sich, dass alle vier Gegner tot sind, dann durchsuchen sie die Leichen. Machinehead und der Elfemagier nehmen jeweils eine der beiden Franchi SPAS Sturmschrotflinten an sich. Der Samurai zückt dagegen nur wortlos sein Messer und nimmt einen der Daumen mit - man weis ja nie! Dem Rigger ist noch eine KeyCard aufgefallen, die einem der Schützen um den Hals hing. Er reißt die Kette durch und steckt die Karte ein.

Inzwischen ist Gimli mental wieder beim Team angekommen und verflucht sich für den Ausritt in den Astralraum. Aber dies nur für einen kurzen Augenblick, dann gehen alle in Richtung des Jeeps, um dort eventuell mehr über die Angreifer zu erfahren. Doch außer den Waffen finden sie keinerlei persönliche Gegenstände. Auf halben Weg zum Jeep kommt Darkblade die Idee, den Mietwagen zu holen und verabschiedet sich mit einem „bis gleich“ beim Team.

So, 15.10.2059, 01:05 – Haggard, Kansas – Hoffman Farm

Am Jeep angekommen nimmt der Troll die Einbruchssicherung unter die Lupe und grunzt ein verwünschendes Etwas vor sich hin. Die Tür bleibt dennoch zu und erst der separierte Daumen des Agenten bringt in Verbindung mit der KeyCard den erwünschten Erfolgt. Serious Sam hält das Körperteil gegen den Sensor und grinst den Rigger einfach an, als sich die Tür mit einem leisen Surren des Servomotors öffnet.

Machinehead ignoriert den Samurai und wuchtet sich auf den beengten Fahrersitz. Ein kurzer Blick und schon blitzt es in den Augen des Riggers auf, denn der Wagen ist verriggt. Die Freude wird allerdings gleich wieder gedämpft, denn auch der Jeep ist mit einer hochwertigen Verschlüsselung gegen unbefugtes Benützen gesichert. Resigniert wendet er sich daher den anderen Armaturen zu und entdeckt ein Display, mit einer Karte und einigen leuchtenden Punkten. Etwas neben dem Zentrum in der Darstellung schient der Jeep zu stehen und der eine Fleck, der sich nach Süden bewegt, könnte der Adept sein, der den Wagen holen will.

„Shit“, entfährt es ihm. „Wir werden von einer Drohne aus der Luft beobachtet“, teilt Machinehead den drei anderen Runnern mit. Auch Darkblade hört die Mitteilung über Funk, doch für ihn kommt die Durchsage leider zu spät.

So, 15.10.2059, 01:15 – Haggard, Kansas – Hoffman Farm

Der Elf hat sich zum Rand des Maisfelds durchgeschlagen und geht anschließend zügig an der Straße entlang nach Süden. Er hält sich im Schatten der hohen Pflanzen, schaut immer wieder wachsam um sich und hält nach ihrem Wagen Ausschau.

Doch kaum, dass er die Warnung von Machinehead hört, erhebt sich ein dunkles Ungetüm aus Erde, Steinen, Dreck und Asphalt. Ein Erdelementar (Kraft-6) türmt sich über zwei Meter hoch vor ihm auf und greift ohne zu zögern an. Noch eher der Elf reagieren kann, rammt ihm der Koloss einen kinderkopfgroßen Fels (8S) – sollte wohl die Faust sein – vor die Brust, auf dass ihm Hören und Sehen vergeht. Doch der Adept ist nicht aus Zucker und kann die Attacke noch wegstecken und nimmt nur einige Prellung mit (+L-Schaden).

Darkblade legt nun alle Kraft in seinen KI-Schlag. Er drängt auf den Elementargeist ein, doch dieser ist behänder als gedacht, weicht dem Angriff lässig aus und hämmert dem Elfen ein Stück Asphalt (8S) auf den ausgestreckten Schlagarm. Der Schmerz fährt Runner hoch bis in die Schulter. Ein schmerzerfüllter Schrei begleitet das brechende Ellbogengelenk (+M-Schaden), doch Darkblade lässt nicht nach!

Und er erkennt die Brisanz der Situation. „Ich kann hier draufgehen“, macht er sich klar, wirbelt unter der nächsten Attacke des Geistes hindurch und tritt dem Gegner in die Weichteile. Doch bei dem magischen Wesen gibt es die nicht. Dennoch erzielt der Tritt Wirkung (M-Schaden), denn auch in ihm lag die Kraft des KI. Der Elementar gibt einen undefinierbaren Laut von sich und wirft sich nach vorn. Von dem Angriff überrascht, stürzt der Elf unter der Last des Kolosses zusammen und wird von ihm verschlungen (+M-Schaden).

Es wäre wohl das Ende gewesen, wenn nicht in diesem Augenblick die beiden Zauberer im Astralraum aufgetaucht wären. In einer gemeinsamen Anstrengung gelingt es Xanatos und Gimli, den Geist zu verbannen und Darkblade zu retten. Der Elf liegt schwer verletzt am Boden und ringt um Hilfe. Es sieht nicht gut aus (9 Kästchen) und in ihrer Astralgestalt können die Zauberer ihm nicht helfen. So bleibt der andere Elf als Wache zurück und Gimli fliegt zum Jeep und in seinen Körper. Der kleine Schamane heißt dem Rigger, den Wagen zu starten. So schnell es geht, fahren sie zurück auf die Straße, um Darkblade zu helfen.

Sie erreichen den am Straßenrand liegenden Elfen in weniger als einer Minute und der Gnom hüpft aus dem noch fahrenden Wagen um Darkblade seine magische Unterstützung zukommen zu lassen. Doch die Verletzungen sind sehr schwer und es gelingt Gimli nicht, alle Wunden zu schließen (+6 Kästchen, noch M-Schaden). Da im Astralraum alles „sauber“ ist, beendet Xanatos seine Projektion und kehrt nun ebenfalls in seinen – im Wagen liegenden – Körper zurück.

Anschließend kümmert sich der Schamane auch noch um den Rigger. Auch hier gelingt die Heilung nicht vollkommen, was aber an den massiven Einbauten liegt. Gimli kann die gröbsten Löcher stopfen (noch L, 2 Kästchen) und muss auch bei ihm selber Hand anlegen. Dies gelingt ihm besser und so hat er nur noch ein paar leichte Blessuren (noch L), die eigentlich nicht der Rede wert sind.

Bevor sie weiter zur Farm fahren spricht der Gnom noch einen „Schmerzresistenz“-Zauber auf den Adepten und auch Xanatos bedenkt den Elfen mit einen magischen Geschenk. Eine kleine Handbewegung später leuchtet ein grünlicher, magischer Kokon um Darkblade herum auf und kündet von dem „Panzer“, der ihn vor weiteren Angriffen schützen soll.

So gerüstet erinnert er sich der Drohne, die das Team die ganze Zeit über beobachtet hat und feuert kurzerhand ein komplettes Magazin hin den Himmel. Doch das kleine Fluggerät ist zu weit oben, und so verfehlen die Kugeln das Ziel. Diese reagiert dennoch und steigt einfach weiter hinauf, was mit Sicherheit die Qualität der Aufnahmen nicht verbessert wird.

- Ein Wiedersehen -

So, 15.10.2059, 01:25 – Haggard, Kansas – Hoffman Farm

Der Weg abseits der Straße ist staubig, voller Schlaglöcher und ziemlich überwuchert. Hier ist schon lange kein Wagen mehr gefahren. Machinehead und die Runner nähern sich zügig dem Farmgebäude. Der Schamane hatte die Gegend noch einmal kurz ausgekundschaftet, doch er hat keine weiteren Gefahren entdeckt. Hinter dem Jeep folgt Serious Sam im Leihwagen. Das Team wollte den Van nicht aufgeben und so hat sich der Samurai kurzerhand hinter das Steuer gesetzt und bemerkt nebenbei den schlafenden Fastklick auf der Rückbank, den man schon fast ver­gessen hatte.

Das Haus der Farm ist einfach gehalten und sieht ziemlich baufällig aus. Der Troll setzt zwei seiner Drohnen ab und die Arachnoiden sichern die Hausecken zu beiden Seiten der Veranda. Machinehead bleibt im Jeep und behält das Gelände und den Gnom auf dem Beifahrersitz im Auge.

Gimli, der Schamane, hat sich doch noch einmal in den Astralraum begeben und will das Haus näher unter die Lupe nehmen. Er sieht noch, wie Sam und die beiden Elfen links um die Hütte schleichen, dann schwebt er astral durch die erste Wand und landet in der Küche. Doch hier hat er nun eine unangenehme Begegnung mit einem Bekannten.

Der komische Elf aus Houston ist im Farmhaus. Und nicht allein. Am Boden erkennt der Gnom zwei tote Menschen, wahrscheinlich Agenten, die in verrenkter Pose vor dem Kamin liegen. Auf dem Grillrost brutzeln einige saftige Steaks und er dankt seinem Totem, dass die Gerüche hier nicht so stark wahrnehmbar sind. Dennoch zeigt ihm die unheilvolle Färbung des Astralraums (Hintergrundstrahlung-1), dass hier etwas Schreckliches geschehen sein muss.

Der Elf wendet sich Gimli zu und begrüßt ihn freundlich. Der Gnom weiß nicht so recht, wie er mit seinem Gegenüber umgehen soll und hält ein wenig Smalltalk, der ihn aber auch nicht weiter bringt. Als ihm der Elf dann noch eines der Steaks anbietet, dankt Gimli und zieht sich zurück.

Draußen am Haus hat der Samurai inzwischen den Einstieg zum Keller gefunden und versucht ein altes Schloss aufzubrechen. Doch das Eisen ist alt und verrostet und der saure Regen der letzten Jahrzehnte hat ein Übriges dazu getan. Schließlich wird es Sam zu bunt. Er zieht seine Guardian, stellt per Smartverbindung den Schussmodus auf Einzelfeuer und platziert zwei gut gezielte Schüsse am Schloss. Dann ist die Tür offen und jeder noch anwesende Wächter gewarnt.

Doch die sind eh hinüber, denkt er sich und stiert in das dunkle Loch zu ihren Füßen. Xanatos und Darkblade erkennen mit ihren Elfenaugen die Umrisse einer hölzernen Stiege, die in einen einfachen Kellerraum führt. Die Wände sind mit alten Regalen vollgestellt, die Wände mit Lehm verschmiert. Der Adept holt eine Fackel aus seiner Hose, drückt den Zünder und wirft das Päckchen hinab. Augenblicke später wird der Raum hell erleuchtet und auch Sam kann nun etwas erkennen. Bevor die drei Runner den Abstieg wagen, manifestiert sich die Gestalt des kleinen Zauberers neben ihnen. Gimli berichtet den Runnern von dem Elfen in der Küche und dem ekligen Barbecue, dann zieht er sich in den Jeep zurück um auch den Rigger zu informieren.

So, 15.10.2059, 01:30 – Haggard, Kansas – Hoffman Farm

Die beiden Elfen beschließen, nun auch mal in die Küche zu schauen und lassen Serious Sam mit einigen Reservefackeln im Keller zurück. Dort tastet Sam die Wände ab und findet bereits nach wenigen Minuten eine mannshohe Eisenplatte an der Wand. Daneben stößt er auf ein passendes Schränkchen, das in Hüfthöhe in die Wand eingelassen wurde. Doch hinter dem Deckel lauert ein Tastenschloss, das sich nach wenigen Sekunden aktiviert und mit einem grün leuchtenden Display zur Eingabe auffordert.

Sam zückt sein Elektronik-Werkzeug und versucht, das Schloss zu knacken. Doch das Teil ist ziemlich alt und irgendwie hat er die Tricks auch schon wieder fast vergessen. „Verdammt, das kann doch nicht so schwer sein“ denkt er sich und arbeitet weiter. Doch als das Schloss sich am Ende schließlich öffnet ist über eine halbe Stunde vergangen.

Darkblade und Xanatos waren unterdessen ebenfalls in der Küche und haben sich mit dem anderen Elfen unterhalten. Naja, jedenfalls haben sie es versucht. Der Kerl ist zwar freundlich, aber dennoch ziemlich unzugänglich. Der Versuch des Adepten, die Emotionen des Elfen zu spüren schlägt ebenso fehlt, wie der Versuch des Magiers, die Aura des Unbekannten zu lesen.

Nach einigen Minuten kommt auch noch der Troll hinzu und Machinehead lässt sich von dem Fleisch verführen und nimmt die erneute Einladung freudig an. Er hat das erste Stück schon verschlungen und kaut gerade auf dem zweiten herum, als ihn der Elf fragt ob er noch ein weiteres möchte. Damit wendet er sich einem der am Boden liegenden Agenten zu und säbelt ein großes Stück Fleisch aus der Seite.

Der Rigger erkennt schlagartige die Situation und würgt den Rest des Steaks wieder hervor, dreht sich mit entsetztem Blick zu den beiden anderen Runnern um spurtet aus der Tür zurück auf den Hof. Dort hören Darkblade und Xanatos, wie sich der Troll geräuschvoll übergibt.

„Schade um das gute Fleisch“ bemerkt der Elf dazu nur und schüttelt den Kopf. Die Runner tun das gleiche und wenden sich ab, um nachzusehen, wie weit Sam mit dem Keller gekommen ist. Machinehead hat sich inzwischen wieder erholt und steigt gerade zu Gimli in den Jeep.

- Ariadne einfach -

So, 15.10.2059, 02:10 – Haggard, Kansas – Im Untergrund unter der Hoffman Farm

Kurz nach zwei Uhr nachts schleichen sich Sam, Darkblade und Xanatos in den quadratischen Gang, der sich hinter der Tür aufgetan hat. Der Weg führt leicht bergab und wurde von den damaligen Erbauern schnurgerade angelegt. Der Beton hat im Laufe der Zeit einige Risse bekommen und vereinzelt tröpfeln schon Wassertropfen die getünchte Wand hinunter.

Die Runner wagen sich mit durchgeladenen und entsicherten Waffen vorwärts, doch noch ist kein Feind zu erkennen. Nach einigen Metern Wegstrecke flammen dann auch die Beleuchtungskörper auf, die in regelmäßigen Abständen in 2,50 m Höhe an der Decke hängen und ein schwaches Licht verbreiten.

Nach etwa 500 m gerader Wegstrecke erreichen die drei Einbrecher das erste Hindernis. Der Gang endet vor ihnen an einer Stahltür, in die nur eine winzige Glasscheibe eingelassen wurde. Das milchige Glas erlaubt keinen klaren Blick auf den dahinter liegenden Raum. Links von der Tür weicht der Gang etwa zwei Meter zurück und macht Platz für zwei Regalschränke, die hier wahrscheinlich bei der Evakuierung zurückgelassen wurden. Ein kurzer Blick von Xanatos hinter die verstaubten Türen bringt aber nur leere Dokumentenhüllen an das schwache Licht.

Serious Sam packt unterdessen wieder seine Elektronikausrüstung aus und versucht sich an dem neuen Schloss. Dieses befindet sich rechts neben der Tür und ist nicht ganz so widerspenstig, wie jenes im Keller der Farm. Nach knapp fünf Minuten ist auch diese Tür entriegelt und das Team steht in einer Art Empfangsschleuse. In dem kleinen Büro stehen ein paar leere Aktenschränke, zwei leere Regale und auf dem quer zur Tür stehenden Schreibtisch liegt sogar noch eine alte Schreibunterlage. Daneben ist ein antiker Monitor in den Tisch eingelassen.

Über eine zweite Tür folgen die Elfen dem Samurai in einen weiteren Gang, der zu einer Unterkunft führt. Hier finden sie Unterkünfte für etwa zwölf Personen, eine Küche und einen Vorratsraum. Der Gang endet an einer weiteren Panzertür, die allerdings um einiges massiver aussieht als alle bisherigen Türen.

So, 15.10.2059, 02:35 – Haggard, Kansas – Raketenbasis bei der Hoffman Farm

Darkblade und Xanatos beobachten leise, wie Sam auch das Schloss dieser Tür demontiert und versucht, den Schließmechanismus zu überwinden. Doch das blinkende rote Lämpchen an der Tür zeugt von einer aktiven Sicherung, die trotz der Jahre immer noch aktiv zu sein scheint. Der Samurai dreht sich zu den Elfen um und schüttelt missmutig mit dem Kopf. Das Schloss ist sehr kompliziert und mit den vorhandenen Werkzeugen von Sam nicht zu öffnen.

Die Runner beratschlagen kurz, dann erklärt sich der Magier bereit, den Decker zu holen. Fastklick sollte mit seinem hochmodernen Deck in der Lage sein, so ein altes Schloss zu überwinden und die Tür zu öffnen. Der Funk war schon nach wenigen Metern im Tunnel ausgefallen. Wahrscheinlich ist das Material sehr dicht und mit viel Eisen versehen. Daher muss sich Xanatos projizieren und fliegt mit seinem Astralkörper zurück zum Keller und zum Jeep, wo er sich in manifestierter Gestalt ja durchaus bemerkbar machen kann.

Im Wagen selber macht der Rigger unterdessen eine alarmierende Beobachtung. Auf dem Display sind drei neue Punkte aufgetaucht, die sich mit hoher Geschwindigkeit von Südosten her der Farm nähern. So wie er das Ortungsgerät interpretiert, handelt es sich dabei um drei Hubschrauber, die mit einer Kennung von Ares unterwegs sind. „Es wird sich dabei kaum um den Catering Service handeln“, befürchtet der Troll. Er rüttelt Fastklick wach und greift sich eine der beiden erbeuteten Ares Alpha Combatguns, die noch auf der Rückbank liegen.

Kaum hat der Troll die Fahrertür geschlossen, manifestiert vor ihm der astrale Leib des Elfenmagiers. Xanatos erklärt dem dann auch ausgestiegenen Decker das Problem und will sich sofort wieder verabschieden, als ihm Machinehead auf die nahende Bedrohung hinweist.

Da man nicht unbedingt aufgeben will, ist nun etwas mehr Geschwindigkeit angesagt. Der Troll blockiert die Steuereinrichtung des Jeeps, dann folgt er Fastklick, der mitsamt seinem Deck schon auf dem Weg hinunter in den Keller ist. Machinehead muss sich in dem Gang bücken, kommt aber dennoch zügig voran. Die Tür zum Gang hat er wieder geschlossen und hofft, dass die Verfolger durch das Schloss ebenfalls aufgehalten werden.

- Die Schatzkammer -

So, 15.10.2059, 02:45 – Haggard, Kansas – Raketenbasis bei der Hoffman Farm

Dem Decker gelingt es binnen weniger Minuten, dass Schloss zu knacken. Stolz präsentiert Fastklick die Tür, die mit einem schmatzenden Geräusch aus der Dichtung fährt und nach außen schwenkt. Wie bei einem gerade geöffneten Marmeladenglas wird Luft in den Raum gesaugt bis sich der Druckausgleich hergestellt hat. Xanatos erfährt ein ungewohntes Schwindelgefühl, doch dies legt sich gleich wieder.

Er kann es sich nicht so recht erklären und verliert auch kein Wort darüber, sondern wendet sich der kleinen Halle zu. Als das Licht angeht staunen die Runner Bauklötze.

Der Raum ist nicht sehr groß, doch er enthält wohl das wissenschaftlich brisanteste Material des Jahrhunderts. Zur rechten steht ein Schreibtisch mit angeschlossenem Terminal, über das sich der Decker Fastklick gleich hermacht.

Zur Freude des Deckers fährt der Rechner hoch und erlaubt Zugriff auf die Eingangsdaten. Mit dem Adapter, den er auch schon beim vorherigen Nummernschloss verwendet hat, gelingt es ihm, eine drahtlose Verbindung zu dem alten PC aufzubauen und sich in das System zu hacken.

Doch die anderen Runner haben keine Augen für den Computer. Links der Tür reihen sich mehrere Vitrinen an der Wand entlang. Die ersten drei enthalten laut Etiketten die originalen Raumanzüge von Lt. Col. Yavin und seinen beiden überlebenden Kollegen der Operation Discovery. Dr. Zeus hat die Gegenstände wie in einem Museum aufgestellt. Nur langsam sickert den sechs Runnern die Tragweite ihrer Entdeckung ins Hirn.

An der Stirnwand ein weiterer Clou der „Ausstellung“. Das Rettungsmodul der Discovery-Kommandokapsel. So klein und unscheinbar das kegelförmige Gefährt auch aussieht, es hat den drei Astronauten die Rückkehr zur Erde erlaubt. Es muss so gerade durch die Gänge gepasst haben, denn es durchmisst immerhin knapp über zwei Meter.

Auf der gegenüberliegenden Wand dann der absolute Hammer. Unter den vergrößerten Fotos der Pyramiden und des Skeletts – Aufnahmen, die sie ja schon kennen – liegen hier eine handvoll Bruchstücke der Pyramiden und einige Knochen des seltsamen Skeletts. Für einige Sekunden versinken die Runner in ehrfürchtiges Schweigen, doch der Aufruf von Fastklick zerstört die Ruhe in der Artefaktkammer. „Jepp! Ich hab’s“ grinst der Decker das Team an, dann ruckt sein Blick zurück zum Bildschirm und friert ein. „Shit. Shit. Shit. Die sind ziemlich nah dran, Leute!“

- Grabräuber -

So, 15.10.2059, 02:50 – Haggard, Kansas – Raketenbasis bei der Hoffman Farm

Der Decker meint natürlich die drei sich nähernden Hubschrauber. Sie nähern sich gerade dem Grund und Boden der Hoffman Farm und schon springen die ersten schwer gerüsteten Soldaten ins Freie. Doch so genau wissen es die Runner noch nicht und plündern daher lieber die Schätze.

Xanatos dokumentiert ihren Fund mit zahlreichen Fotos und vergisst auch nicht, die Gänge und die Räumlichkeiten auf dem optischen Chip festzuhalten. Der Decker lädt inzwischen die Daten, Berichte sowie sonstige Unterlagen des Projekts vom Rechner herunter – dieser Entdeckung galt sein „Jepp“ – und ruft das Überwachungsprogramm auf, das dem Team den Sicherheits­status der Anlage zeigt.

Serious Sam hat keine direkte Beschäftigung und erkundet daher lieber den letzten Gang, der tiefer in den Untergrund führt. Nach wenigen Metern kommt er an einem Raum vorbei, von dem aus ein Fenster in einen leeren Schacht zeigt. In diesem Schacht stand einmal eine nukleare Interkontinentalrakete. Mit einem leichten Schaudern verlässt er den Raum wieder und folgt dem betonierten Gang. Nach über dreihundert Metern kommt er an eine Tür, die zwar verschlossen ist, ihm aber keine große Gegenwehr leistet. Kurze Zeit später steht er in einer Art natürlicher Kaverne zwischen Jeeps und Militärlastern vom Anfang des Jahrhunderts. An der Werkzeugbank hängen noch unzählige Schlüssel, am Boden stehen leere und volle Ölkanister und eine Palette mit Dieselkraftstoff.

„Wenn das nichts ist“ denkt sich der Samurai und öffnet die Tür zu einem der beiden „Hummer“, von denen sein Großvater immer erzählt hat. Das schwere MG in der Dachluke fehlt leider, aber man kann ja nicht alles haben. Zwar findet er nirgends einen Schlüssel, dafür aber drei nigel-nagel-neue Batterien im Regel. Nach dem Austauschen der Batterien kann Sam den Wagen kurzschließen und das Gefährt springt sogar an.

Im Lagerraum sichern die Runner unterdessen die Beute. Darkblade hat einen Schiebewagen entdeckt und kurzerhand die Vitrinen zerschlagen. Der aufheulende Alarm wird vom Decker augenblicklich wieder abgestellt, auch wenn dies nur dazu dient, die Nerven des Teams zu schonen, denn alarmiert sind die Wachen ohnehin schon.

Der Schamane startet nun auch einen astralen Aufklärungsflug und wird im Keller von einigen Agenten überrascht, die sich an der Tür zu schaffen machen. Doch keiner von denen ist magisch aktiv und so kann sich Gimli einen Weg durch die Körper bahnen und ins freie Feld schweben. Dort muss er dann schwer schlucken. „Verdammt! 10 … 20 … 30 …“ er kommt aus dem Zählen kaum noch heraus.

Neben dem Hauptgebäude sind zwei schwere Transporthubschrauber, der Gnom tippt auf Rotor­maschinen des Typs Ares Dragon, gelandet und spucken Truppen aus. Es müssen an die vierzig Bewaffnete sein und in seinem astralen Magen macht sich das unangenehm flaues Gefühl breit, hier schleunigst verschwinden zu müssen. Er sieht noch einen weiteren Hubschrauber über der Farm, der aber die schmale Silhouette einer Kampfmaschine zeigt. Als sich dann auch noch zwei Geister nähern verzieht sich Gimli und flitzt zurück in den Gang und zum Team.

„Ok, Leute! Abmarsch!“ ruft er in den Raum, kaum dass sich der kleine Körper wieder erhoben hat. Die anderen Runner schauen sich um und Gimli schildert die Lage. Er hat kaum geendet, da brandet eine heftige Druckwelle gegen die Panzertür und ein kurzer Lichtblitz erhellt den Vorraum. Die Angreifer haben sich nicht lange mit dem Schloss beschäftigt, sondern haben den Universalschlüssel für solche Fälle benutzt: C12 Plastiksprengstoff.

Der Adept hat inzwischen einen der Anzüge, drei lange Knochen von dem Skelett und einen Beutel voller Steinfragmente auf den Bürowagen geworfen und nickt mit dem Kopf. „Fertig“ soll das wohl heißen, dann zieht er seine Waffe und checkt sie durch. Auch die beiden Zauberer und Machinehead laden die Waffen durch. Der Decker hat seine Operation inzwischen ebenfalls abgeschlossen. Er verstaut die Chips gerade in seinem Hemd, da ertönt eine weitere Detonation und lässt kleine Betonteile von der Decke rieseln. Fastklick verzieht das Gesicht und greift schweren Herzens ebenfalls zu seiner Pistole. Da öffnet sich die hintere Tür und Sam winkt seinen Kameraden aufmunternd zu.

Er bringt noch ein „Kommt schon. Hinten geht’s raus“ über die Lippen, dann dreht er sich wieder um und joggt den Gang zurück zur Kaverne. Die Runner folgen ihm mit dem Wagen so gut es geht. Die 300 Meter bis zur Garage sind schnell überwunden und als sie die gut erhaltene Höhle erkennen, dröhnt es ein weiteres Mal hinter ihnen auf.

- Flucht -

So, 15.10.2059, 03:05 – Haggard, Kansas – Nördlich der Hoffman Farm

Das Team verliert keine Zeit. Machinehead klemmt sich hinter das Steuer des HUMVEE und lässt sich von Sam den Trick mit dem Kurzschluss zeigen. Sekunden später heult der Motor auf und Gimli springt schon einmal auf die Beifahrerseite, während Xanatos die Beute im Heck des leichten Militärlastwagens verstaut.

Darkblade hat inzwischen das Tor zur Kaverne gesucht, entdeckt und geöffnet. Der Eingang zur Höhle befindet sich am Fuß eines kleinen Hügels und wird von Büschen und hohen Gräsern verdeckt. In wenigen Metern Entfernung verläuft ein Feldweg, der links zurück in Richtung der Farm und nach rechts in die offene Ebene führt.

Er läuft zurück zum Jeep und kann im Gang schon die Scheinwerfer des vorrückenden Angriffteams erkennen. Dann steigt er ein und zeigt dem Troll den Weg in die Freiheit.

Der Rigger gibt Gas, rumpelt gegen einen anderen Wagen und lenkt den schweren Wagen durch das offene Tor auf den Weg. Die Büsche werden einfach niedergemäht und nach zwei Sätzen über die Böschung ist der „Hummer“ auf freier Strecke unterwegs.

Endlich hat auch das Mobiltelefon des Adepten wieder Empfang. Darkblade ruft ihren Auftraggeber an, um die Übergabe zu regeln. Mr. Johnson scheint einen tiefen Schlaf zu haben, denn er geht lange nicht an seinen Apparat. Als sich der AB meldet unterbricht der Elf die Verbindung und .drückt den Knopf zur Wiederwahl. Endlich nimmt jemand die Verbindung an und meldet sich. „Jaa. Hier Steel! Wer ist denn dran?“ tönt es ziemlich verschlafen aus dem Lautsprecher.

„Ah! Hallo Mr. Steel, ähm, Mr. Johnson“ betont Darkblade süffisant die neu gewonnene Info zur Identität ihres Auftraggebers. „Wir haben alles! Daten und Beweismittel, wie gewünscht!“ informiert er ihn. Dann fügt er noch hinzu, dass er sich etwas einfallen lassen soll, wie er das Team hier in Kansas abholt, denn ihnen ist ein Konzernteam in halber Kompaniestärke auf den Fersen!

Mr. Steel wacht rasch auf und schaltet erstaunlich schnell. „Wo sind sie jetzt? Mit welcher Opposition haben Sie zu tun“ erkundigt er sich präzise bei dem Runner.

Machinehead hat inzwischen das primitive Navigationssystem des Jeeps gefunden, aktiviert und auf ihre Bedürfnisse eingestellt. Die Daten zeigen ihre Position ziemlich genau an und Gimli gibt die Werte an Darkblade weiter, der sie für ihren Johnson noch einmal wiederholt.

„Ich werde tun, was ich kann.“, verspricht Steel. „Gehen Sie inzwischen in Deckung. Ich melde mich wieder“. Dann unterbricht er die Verbindung.

Hinter ihnen explodiert in einer hellen Feuerlohe eine große Sprengladung. Im Schein der Flammen können die Runner erkennen, wie die Kaverne in sich zusammenbricht. Die Büsche und Bäume haben Feuer gefangen und werfen groteske Lichter auf die umliegenden Felder, die von vereinzelten Trümmern entzündet wurden.

Zwischen das Fahrgeräusch mischt sich auf einmal das laute Donnern von Rotoren, und über der Anhöhe tauchen die Scheinwerfer eines Hubschraubers auf. Die Verfolger haben ihre Flucht bemerkt und sind dem Team auf der Spur.

Doch Machinehead kann den HUMVEE in einen kleinen Wald steuern und stoppt den Wagen etwa zwanzig Meter tief im Unterholz. Dann werfen die Runner ein altes Tarnnetz, das im Laderaum lag, über den schweren Jeep und hoffen auf Rettung. Das Team verlässt denn Wagen und robbt vorsichtig zum Waldrand vor, um die Verfolger von dort aus zu beobachten. Inzwischen sind alle drei Hubschrauber wieder in der Luft und suchen die Gegend nach dem Wagen ab. Doch ihr Versteck ist (noch) sicher und so harren die Runner ihrer Rettung.

So, 15.10.2059, 03:45 – Haggard, Kansas – Einige km östlich der Hoffman Farm

Der Kampfhelikopter schwebt noch immer in Sichtweite über die Felder, da vibriert Darkblades Telekom und eine unbekannte Stimme meldet sich. „Hey. Ich soll hier jemanden abholen. Der Bus ist gleich da. Wo ist die Haltestelle?“

Erleichtert signalisiert der Elf den anderen, dass die Rettung unterwegs ist. Machinehead gibt die genauen Positionsdaten an Darkblade weiter, der sie dem Anrufer mitteilt. „Alles klar. Bin gleich bei Euch!“ klingt es in der Ohrmuschel, dann wird die Verbindung wieder getrennt.

Die Runner beschließen, die Beute schon mal vom Wagen zu holen. Sie machen sich eifrig daran, die Kisten von Jeep zu laden und an den Waldrand zu schleppen. Darkblade nutzt die Pause um einmal kurz auszutreten, dann holt auch er eine Kiste von der Ladefläche.

Schließlich hört Serious Sam ein leichtes Dröhnen und schaut nach Süden. Er sieht zwar nichts, doch das Dröhnen steigert sich zu einem lauten, infernalischen Donner, der rasch näher kommt und auch die Verfolger anzieht. Alle drei Hubschrauber nehmen Kurs auf das Objekt und leuchten mit starken Suchschienwerfern in die Richtung, die auch das Team beobachtet.

Mitten in das Gedröhn hinein vibriert erneut das Telekom des Elfen und der Fremde bittet um ein kleines Signal. Machinehead nimmt eine Lampe und lässt sie dreimal kurz aufblitzen, dann löscht er das Licht wieder, um nicht auch noch die Verfolger auf sich aufmerksam zu machen.

Draußen vorm Wald donnern irgendwelche Triebwerke auf, dann nähert sich ein mittelgroßer Thunder­bird bedrohlich schnell dem Wald. Das Gefährt stellt sich quer, der Pilot gibt Gegenschub und rauscht mit immer noch beachtlicher Geschwindigkeit keine zehn Meter neben dem Team in das Gehölz. Noch ehe das Gefährt komplett kommt zur Ruhe kommt, öffnet sich die Heckklappe. Aus versteckten Lautsprechern schallt dem Team ein „Bitte einsteigen!“ entgegen, dann gehen die Lichter im Laderaum an und ein stämmiger Ork in blauem Arbeitsdress winkt den Runnern zu,

Die beiden Elfen und Machinehead machen den Anfang, während Gimli und Serious Sam noch sichern. Die Hubschrauber kommen schon bedrohlich nahe. Da die Beutestücke einen immensen wissenschaftlichen Wert haben, verzichten die Piloten auf den Einsatz von Raketen. Dies ist Ihr Glück und ihre einzige Chance. Binnen wenigen Augenblicken sind die Kisten verstaut und nach einer letzten astralen Untersuchen winkt Xanatos die beiden anderen in den Schweber.

So, 15.10.2059, 03:55 – Haggard, Kansas

Darkblade verriegelt die Heckklappe und signalisiert dem Piloten, dass sie bereit sind. Die Schubverktortriebwerke laufen an und heben das Gefährt an, dann setzt der Vorwärtsschub ein und die Runner müssen sich festhalten, um nicht von den Sitzen gerissen zu werden. Der Kampfhubschrauber über dem Wald sieht seine letzte Möglichkeit nun doch in einem Angriff und nimmt die T-Bird unter Feuer. Doch die Geschosse der 30mm Kanone können die schwere Panzerung des Schmugglers nicht durchbrechen. Der Einsatz von Panzerabwehr­raketen verbietet sich von selbst, da die Verfolger ja ebenfalls Teile der Beute sicherstellen wollen.

Der Rigger ist recht schweigsam und stellt sich gar nicht erst vor. Die Runner sind alle recht müde und nach dem Abflauen des Adrenalinpegels macht sich die fortgeschrittene Uhrzeit nun deutlich bemerkbar. Die Fahrt, oder besser der Ritt, weg von den Farm verläuft ohne Probleme. Die Hubschrauber von Ares verlieren schnell den Kontakt und weitere Einheiten, die das Team noch abfangen könnten, tauchen vorläufig nicht auf.

- Bazar Bizzar -

So, 15.10.2059, 07:30 – Houston, Texas – Irgendeine alte Fabrik

Das Team hat die Zeit über gedöst und als der Schweber deutlich langsamer wird, scheint man sich dem Ziel zu nähern. Die Runner schmeißen ein paar Aufputschmittel ein und bereiten sich auf die Übergabe vor. Die Zauberer meditieren so gut es geht und bereiten sich mental auf eine Konfrontation vor; nur für den Fall der Fälle. Der Schmuggler steuert den T-Bird durch ein heruntergekommenes Industriegebiet. Über die Außenmonitore kann das Team den Weg verfolgen. Entlang eingestürzter Hallen, brachliegender Flächen und kleinen Gruppen von Obdachlosen bahnt sich das laute Monstrum seinen Weg in Richtung zwei hoher Schornsteine.

Als der Schweber endlich stoppt und auf den Boden sinkt, steht das Gefährt in einem etwa einhundert mal sechzig Meter großem Innenhof, der von Hallen und einer hohen Mauer gesäumt wird. Im Schein der Morgensonne können die Runner einen roten Sportwagen, wahrscheinlich ein Eurocar Westwind II, ausmachen, vor dem drei Personen auf sie warten.

Nachdem sich die Klappe des Thunderbirds vollständig gesenkt hat nähert sich das Trio. In der Mitte erkennt Darkblade ihren Johnson, der sich wohl mit zwei Leibwächtern umgeben hat.

„Hallo mit Steel“ begrüßt er den pikierten Konzernvertreter „Wir haben alles, wie gewünscht“.

„Sehr schön, Mr. Darkblade!“ Der Johnson bleibt geschäftlich neutral. Die Wachen sehen aufmerksam aus, aber keine Zeichen von Anspannung. „Sie haben hoffentlich nichts dagegen, wenn ich die Ware kurz untersuchen lasse“.

Xanatos und der Adept stimmen zu, dann wendet sich Mr. Johnson einer leeren Ecke des Hofes zu und nickt kurz. Vor der Mauer zeichnet sich nun plötzlich ein blauer Van ab, der bis vor kurzem nicht zu sehen war. Die Runner schließen auf einen Zauber oder eine hoch entwickelte Tarnvorrichtung, sind aber auf alle Fälle ein wenig beeindruckt. Aus dem Wagen steigen zwei Frauen und ein Zwerg, der einen Klapptisch vor dem Schweber aufbaut. Die Frauen lassen sich die Beute zeigen und untersuchen die einzelnen Stücke sorgfältig.

Nach etwa einer Viertelstunde scheinen sie mit ihrer stillen Untersuchung fertig zu sein und nicken dem Auftraggeber freundlich zu. Mr. Johnson ist hocherfreut und gratuliert dem Team herzlich. Nach diesem kurzen Emotionsausbruch wird er wieder ernst und lässt sich von einem seiner beiden Begleiter einen Koffer aus dem Westwind bringen. Anschließend versammeln sich alle um den Tisch.

Die Runner haben sich 120.000 ¥ verdient und Steel legt zwölf beglaubigte Credsticks auf die Tischfläche. Dazu noch zwei weitere, die noch einmal 20.000 ¥ wert sind. Xanatos prüft die wertvollen Stifte kurz gegen und nickt die Summe ab. Nach der Übergabe verabschieden sich die drei Gestalten aus dem Van und fahren auch gleich ab.

Darkblade, Gimli, Machinehead, Serious Sam und Xanatos sind jeweils um 28.000 ¥ reicher und der Gnom behält zudem die sechzehn Magazine mit APDS für seinen Ares Predator II. Fastklick, der Decker, hat für ein Festgeld gearbeitet und wirkt ebenfalls ziemlich zufrieden.

Mr. Steel dankt den Runnern zum Abschied noch einmal und überreicht ihnen sechs Tickets für den Rückflug 1.Klasse nach Seattle. Der Flug geht schon um 10:00 Uhr und der Rigger kann das Team bis zum Flughafen bringen. Er hat eine Frachtlizenz für die Stadt und den Terminal, also wird es keine weiteren Probleme geben. Die zurückgelassene Ausrüstung und der Mietwagen könnten ein Problem werden, aber darüber denkt nun auch keiner mehr nach.

- Ende -

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